Mit spitzer Feder

Norbert Eggenschwiler

Durch die Fenster des Schnellzugs, der schon auf dem Gleis stand, als ich am Perron ankam, sah ich, dass schon ziemlich viele Leute Platz darin gefunden hatten. Nach dem gemütlichen Abend mit einem guten Freund in Luzern war ich nun auf dem Nachhauseweg. Ich bestieg den Zug in Richtung Olten und hielt in der zweiten Klasse Ausschau nach einem Sitzplatz. Ein Abteil für mich allein kam nicht mehr in Frage, also setzte ich mich, nachdem ich höflich gefragt habe, ob dieser Sitzplatz noch frei wäre, gegenüber einem stoppelbärtigen Herrn, der mir so um die sechzig schien und einen vertrauenswürdigen Eindruck machte.

Natürlich mustert man die Gegenseite und natürlich wird man auch gemustert. Er war etwas ungepflegt und trug, passend zu seinem Bauch, eine Mammut-Jacke. Der Bauch war ziemlich gross und ich bin sicher, dass er seine Füsse und anderes nicht mehr sah, wenn er stand. Der Zug fuhr pünktlich. Es ging bald los bei meinem Visà- vis. Seine leisen Rülpser blieben mir nicht verborgen. Der Zug flitzte durch die Nacht und ich begann, den Herrn durch das Spiegeln der Wagenscheibe zu beobachten. Es war ihm unwohl. Bei jeder Bewegung, die er tat, ächzte und jammerte er. Plötzlich griff er mit seiner rechten Hand in seine Hose an seinen Hintern. Er zog die Hand wieder hervor und roch an seinem Zeigefinger. Danach nahm er den Finger in den Mund und leckte ihn ab!

Es war der Zeitpunkt, wo ich entschied, im Zug nach Möglichkeit nur noch erste Klasse zu fahren.

Norbert Eggenschwiler ist sich sicher: Es sind nicht immer nur die Jungen, die keine Gepflogenheiten haben.