Mit spitzer Feder

Norbert Eggenschwiler

Das kubanische Jazzconzert im Keller des Klosters Dornach begeisterte mich und nach einem ebenso raffinierten Nachtessen wollte ich mich auf den Heimweg machen. Auf meiner SBBApp war klar zu sehen: Halt in Liestal, dann Kante 5 über Waldenburg und um 23.30 Uhr Ankunft in Balsthal. In Liestal stieg ich aus dem Zugwagen. Weil der Bahnhof umgebaut wurde, fand sich nirgends ein Hinweis auf irgendwelche Kanten. Als ich fündig wurde, war mein Gefährt längst weg. Die Angabe auf meiner App: Es gibt keine Verbindung mehr nach Balsthal. Die Anzeigetafel des Bahnhofs gab aber an, dass demnächst ein Zug nach Olten fahren würde. Dort angekommen, dieselbe Ansage auf meiner App. Und doch: Laut Bahnhofanzeige führte mich ein Regionalzug nach Oensingen. Wieder einen Schritt näher an meiner Heimat, dachte ich und bestieg den Zug. So kam es, dass ich an besagtem Abend um 01.00 Uhr auf dem Bahnhof Oensingen stand und kein Mittel mehr weiterführte. Die Bus- oder OeBBLeuchtanzeige war dunkel. Ich entschloss mich daher, trotz des leichten Regens ins «Stampfeli» zu marschieren, um dort, wie in alten Zeiten, per Anhalter nach Balsthal zu gelangen.

Eine halbe Stunde hielt ich bei jedem Auto den Daumen hoch. Niemand wartete. Beim Taxiunternehmer ertönte das Besetztzeichen. So blieb mir nichts anderes übrig, als den Weg nach Balsthal unter meine Füsse zu nehmen. Um 02.45 Uhr war ich zuhause. Fazit: Wenn man zufälligerweise als Balsthaler unter der Woche um 1 Uhr in Oensingen am Bahnhof landet, hat man verloren – es führt kein öffentlicher Weg mehr ins Thal. Gepriesen sei der ÖV.