Als Student in Basel fuhr ich jeweils mit dem Velo vom Bahnhof an die Uni, auf dem Kopf in der Regel ein YB-Cap. Seinerzeit brauchte es nicht sehr viel Mut, sich in Basel als Anhänger des Berner Fussballclubs zu outen. YB dümpelte in den Niederungen der Liga herum, Basel war die Nummer 1 der Schweiz.
Nun war ich letzten Samstag in Basel und entdeckte dort in der Manor-Kassenschlange einen jungen Mann, etwa Mitte zwanzig, bemützt mit YB-Cap, bekleidet mit einem YB-Champions League-Shirt.
Ich konnte nicht anders und sprach ihn an. Ob das nicht reichlich Mut brauche mit dem Outfit. Und ob er sich da nicht jede Menge blöder Sprüche anhören müsse. Doch doch, antwortete er mir in astreinem Stadtbasler Dialekt. Die Leute würden schon reden. Aber ihm sei das egal. Und den Mut, ja, den habe er halt. Und sowieso: YB sei Meister und da habe niemand etwas zu husten.
Wie recht er doch hatte. Was kümmern wir uns doch viel zu sehr darum, was die anderen denken. Wie viel zu oft getrauen wir uns nicht, zu unserer Meinung zu stehen. Der Mann ist echt zu bewundern – er steht über der Sache.
Übrigens: Der Mann hat das Down-Syndrom. Und nach dem Gespräch kam ich mir ziemlich behindert vor.
Stefan Müller-Altermatt (Herbetswil) hat ehrlich gesagt heute nicht mehr den Mut, mit dem YB Cap durch Basel zu ziehen.