Der letzte Steinbohrer, einer von vielen, die ich irgendwann über den Fachhandel bezogen hatte, war, wie ich feststellen musste, auch durchgebrannt und nicht mehr einsatzfähig. Da ich meine momentane Arbeit fortsetzten wollte, sah ich mich gezwungen, mir ein paar neue Steinschlagbohrer zu kaufen.
Sie hingen in Reih und Glied vor mir, in verschiedenen Grössen und Qualitäten, angeschrieben und blank glänzend. Eingeschweisst in eine Kunststoffhülle und mit einem Kleber versehen, auf dem die jeweilige Grösse, die Qualität und die Einsatzmöglichkeit beschrieben war. Mit Schnellspannschaft oder mit normalem Schaft. Eine Hülle fiel mir aber auf. Sie war leicht geöffnet und beim näheren Hinsehen entdeckte ich, dass die Bohrkrone blau angelaufen war und der Schaft einen eingekerbten Ring besass. Ein bereits gebrauchter Bohrer inmitten all der Neuen. Zufälligerweise kam gerade ein Landi-Mitarbeiter vorbei. Ich sprach ihn an und zeigte ihm den alten Bohrer. «Was wir hier alles erleben, das glauben Sie kaum!», meinte der ältere Herr mit deutschem Akzent und fuhr weiter: «Stellen sie sich vor, die Dreistigkeit unserer Kundinnen und Kunden geht sogar so weit, dass sie im Laden neue Schuhe anprobieren, ihre alten in die Schachtel legen und im Regal wieder versorgen. Danach marschieren sie so an der Kasse vorbei, ohne zu bezahlen!»
Nun, da man aus aktuellem Anlass den Leuten nicht mehr so gut ins Gesicht sehen kann, sollte man vielleicht besser auf ihre Schuhe achten, jedenfalls in der Landi.
Norbert Eggenschwiler, Bildhauer, Balsthal