Die 25-jährige Daniela Tschan aus Mümliswil gilt nun, nach fünf Jahren, von einem Knochenkrebs geheilt. Die Krankheit hat sie zu einem lebendigeren Menschen gemacht, sagt sie.
Rund 20 Jahre lang war die Mümliswilerin Daniela Tschan überempfindlich, generell nervös und nah am Wasser gebaut. Wenn sie heute in den Spiegel schaut, sieht sie eine neue Person vor sich; entspannt, glücklich und mit sich und der Welt zufrieden.
Diese Verwandlung hatte aber einen hohen Preis. Vor rund fünf Jahren erhielt die damals 20-Jährige die Diagnose eines bösartigen Knochentumors, einem Osteosarkom, in ihrem rechten Bein. «Meine ersten drei Fragen an den Arzt waren: Werden mir die Haare ausfallen? Werde ich noch Kinder bekommen können? Ist es ‹Krebs›?» Bis dahin hatte Daniela Tschan nicht damit gerechnet, dass die Krankheit einen strengen Verlauf nehme könnte.
Zwei Wochen Vorbereitung
Die Diagnose bestätigte ihr das schlechte Gefühl, das sie schon seit Kindstagen hatte. «Dass etwas im Körper nicht stimmte», fasst sie in Worte zusammen, was sie über Jahre begleitete, vor allem, wenn ihr Knie wieder mal schmerzte.
Knapp zwei Wochen hatten sie und ihre Familie Zeit, sich auf die harte Behandlung einzustellen. In dieser Zeit liess Tschan, die schon immer einen Kinderwunsch hegte, ihre Eizellen und Eierstockgewebe einfrieren und liess sich eine Perücke anfertigen. Das passte auch zu ihrer klaren Vorstellung, mal eine Familie zu gründen und x andere Sachen zu erleben. «Ich habe angefangen, einfach zu funktionieren», sagt sie.
Als es losging mit der Chemotherapie, setzte auch ihre Veränderung ein. Mit jeder Behandlung litt zwar ihr Körper, dafür stieg ihr Selbstvertrauen. «Ich merkte, wie stark ich sein kann.» Auch die Unterstützung ihrer Familie, der Krebsliga und ihres damaligen Freundes gab ihr Kraft nach vorne zu schauen, auch wenn es ihr mal schlecht ging. Vor allem, als ihr die ersten Büschel Haare in den Händen hängenblieben oder sie sich generell auf die starken Nebenwirkungen der Therapie einstellen musste.
Fast neun Monate im Spital zuhause
Sie nimmt ein gefaltetes Blatt hervor. Die Ecken sind abgenutzt, aber die vielen Strichli sind immer noch klar erkennbar. «240 Tage» fasst sie zusammen – so viele Tage vergingen von der Diagnose bis zum letzten Tag der insgesamt 18 Chemos. Dazwischen liegen auch fünf Eingriffe. Insgesamt fast über neun Monate hinweg blieb sie während der Woche im Unispital Basel und am Wochenende ging sie jeweils nach Hause.
«Ich kannte die Krankenschwestern mit der Zeit persönlich und es war jedes Mal wie ein nach Hause kommen. Ich habe mich wirklich sehr wohl gefühlt und bin ihnen sehr dankbar. Ich gehe sie noch heute ab und zu besuchen.» Geschätzt habe sie, dass sie nicht auf der Onkologie-Station war, sondern aus organisatorischen Gründen auf einer anderen. «So konnte ich mich ganz auf mich konzentrieren.» Dafür fehlte ihr ein bisschen der Austausch mit Leidensgenossen. Allein fühlte sie sich aber nicht. Täglich erhielt sie Besuch von ihrer Familie.
Mit Krücken ans Dorffest
Die Nebenwirkungen hielten Daniela Tschan nicht davon ab, Dinge zu unternehmen, wenn es körperlich möglich war, oder mit Krücken an Dorffeste zu gehen. «Ich hatte Lust, raus zu gehen, zu leben.» Auch die Perücke oder eine Mütze zog sie eigentlich nur aus Rücksicht auf die anderen an, wie sie sagt. Wäre es nach ihr gegangen, wäre sie gerne mit freiem Kopf herumgelaufen und hätte den Wind auf der Kopfhaut gespürt. «Dann schauen dich die Leute aber so komisch an. Da bedeckte ich mich lieber.»
Die letzte Chemotherapie kam, ihr Whatsapp-Status «Möge der Kampf beginnen» blieb aber. «Ich dachte immer, wenn ich wieder zuhause bin, ist wieder alles wie früher.» So war es aber nicht. Nachdem die Ärzte den Tumor aus ihrem Bein endlich entfernen und ihr eine Spezialprothese implantieren konnten, fing der lange Weg der Rehabilitation an. Bis sie wieder richtig gehen konnte, vergingen Jahre. «Auch diese Zeit hat mich Geduld und Ausdauer gelehrt.»
Freude an den alltäglichen Dingen
Mittlerweile hat sie ein besseres Körpergefühl, kann Schmerzen sehr gut einordnen und besser mit ihnen umgehen. «Noch heute habe ich praktisch jeden Tag Schmerzen.» Aber immerhin könne sie gehen und sich sportlich betätigen. Ihr ist jetzt bewusst, dass das Leben nicht nach Plan läuft. Heute lässt sie die Dinge gerne auf sich zu kommen. Sie liebt es, die Welt zu entdecken und sich am Himmel zu erfreuen.
«Es gibt für mich nichts Schöneres als Naturschauspiele wie Wolken», sagt sie und strahlt. «Es sind eben die kleinen alltäglichen Dinge, die ich so unglaublich fest schätze.» Das war ihr vor der Krankheit wenig bis gar nicht bewusst.