Dohlenfreunde / Anzeiger Thal Gäu Olten
Die Dohle ist in der Schweiz ein seltener Brutvogel.

Dohle gehört zu Oensingen

Die örtlichen Dohlenfreunde montieren fleissig Nistkästen

Die Dohle ist in der Schweiz geschützt. In Oensingen wird der Bestand durch den ortsansässigen Natur- und Vogelschutzverein überwacht und betreut. Mit Erfolg – nach der Installation von neuen Nistkästen gab es junge Dohlen. Doch wenige Monate später wurde die Freude getrübt.

Für die aufmerksamen Oensinger sind die auffälligen Rufe der Dohle etwas Alltägliches. Betrachtet man deren Bestand in der Region, oder sogar im Kanton Solothurn, sind die Kolonien in Oensingen aber sehr aussergewöhnlich. Die grösste Kolonie befindet sich, mit zirka 15 Brutpaaren auf dem Schloss Neu-Bechburg. Dort sind die Dohlen seit vielen Jahren heimisch und charakteristisch für das Schloss. Ihnen wurde sogar ein Kinderbuch gewidmet. Dem Schlosswart sind diese intelligenten Rabenvögel so ans Herz gewachsen, dass er ihnen jeden Morgen ein Liedchen vorsingt, bevor sie zur Nahrungssuche auf die Felder fliegen. Er ist überzeugt, dass sie erst nach seinem Gesang zum Frühstück aufbrechen, geführt von einer Leitdohle.

Mehrere Nistkästen an Strommasten
Christoph Vogel, Mitarbeiter der Vogelwarte Sempach und Verantwortlicher des Dohlenmonitorings der Vogelwarte, berichtete den Oensinger Ornithologen, dass der Bruterfolg der seltenen Dohle gesteigert werden kann, wenn Brutplätze und Nahrungsgründe nahe beisammen liegen. Diesen Input nahmen sich die Oensinger Ornithologen zu Herzen und suchten geeignete Standorte, um dort für die Dohle Nistkästen anzubringen. Auf den Oensinger Feldern, Hauptnahrungsgebiet der Dohle, stehen mehrere Hochspannungsmasten der SBB. «Dies wäre doch ein idealer Dohlenbrutplatz», dachten sich die Oensinger Ornithologen. Via Vogelwarte Sempach wurde die SBB um Erlaubnis gebeten, an ihren Masten Dohlenkästen aufzuhängen. Sehr unbürokratisch und dohlenfreundlich willigte die SBB ein. Flugs hängten die Oensinger Dohlenfreunde fünf Nistkästen auf. Dies geschah im März dieses Jah res. Bereits im Sommer wurden in zwei Nistkasten junge Dohlen aufgezogen. Welch eine Freude für alle Mitglieder des Natur- und Vogelschutzvereins.

Oensinger Dohlenfreunde / Anzeiger Thal Gäu Olten
Die Oensinger Dohlenfreunde haben an SBB-Masten Brutkästen aufgehängt.


Die Vögel wurden geschossen
Getrübt wurde die Freude leider schon im Mai dieses Jahres. In unmittelbarer Nähe der Nistkästen wurden auf einem Feld tote Rabenkrähen und zwei tote Dohlen aufgefunden. Die Abklärungen ergaben, dass die Vögel geschossen wurden. Die toten Vögel wurden dem Kantonalen Amt für Wald, Jagd und Fischerei übergeben. Weitere Ermittlungen sind am Laufen. Trotz dieses unerfreulichen Zwischenfalls werden die Oensinger Ornithologen an mindestens drei weiteren Starkstrommasten der SBB Dohlennistkästen montieren, um diesem hübschen Rabenvogel aktiv und mit viel Elan unter die Flügel zu greifen.

Geschützte Vogelart
Der Buchfink ist mit 1,1 Millionen Brutpaaren der häufigste Brutvogel in der Schweiz. Auch die allseits bekannte Amsel ist mit rund 500 000 Brutpaaren ein häufiger Brutvogel. Im Gegensatz zu diesen zwei Vogelarten ist die Dohle in der Schweiz ein seltener Brutvogel. Lediglich rund 1100 Paare ziehen in der Schweiz ihre Jungen auf. Die Dohle ist deshalb geschützt und als nationale Prioritätsart für Artenfördermassnahmen Teil von landesweiten Anstrengungen.

Text: MGT & Bild: ZVG