Erzählt autobiografische Geschichten: Christoph Schwager.

Drei Premieren und viel Kabaret

Im Programm 2020/21 des Schwager Theaters in Olten fehlt nur «dito»

Die kommende Spielzeit im Schwager Theater bietet wiederum einen bewährten Kleinkunst-Mix aus Kabarett, Musik und Theater, und dies gleich mit drei Premieren: Zum Saisonbeginn präsentiert Christoph Schwager sein neues Solostück «Dios mio, mehr Gold!», zudem lancieren Simon Chen und Nina Wägli in Olten ihre neuen Programme. Corona-bedingt wird die Zuschauerkapazität reduziert, das Improvisationstheater «dito» pausiert und zwei Gastspiele sowie der Abschluss des letztjährigen Kabarett-Castings werden nachgeholt.

Auch wenn sich das Angebot in der 14. Saison des Schwager Theaters nicht wesentlich von den vergangenen Jahren unterscheidet, wird es auch im Gerolag-Center nicht mehr so sein wie früher. Nur 60 Prozent der Plätze werden genutzt, Stühle zwischen Einzelbuchungen oder Gruppen leer gelassen, es herrscht Maskenpflicht, dazu sind die Plätze nummeriert, gibts keine Garderobe und in der Pause keinen Barbetrieb. Dass sich dies weniger rechnet, ist sich Theaterleiter Christoph Schwager bewusst. Aber ihm geht es auch darum, den Künstlerinnen und Künstlern eine Auftrittsmöglichkeit zu bieten. «Man ist schliesslich solidarisch zueinander.» Aber ebenso wichtig ist ihm, dem Publikum trotz schwierigen Verhältnissen ein gutes Programm anbieten zu können. Und das kann er: Was in diesem Winter im Schwager Theater zu Gast sein wird, ist ein wiederum hochkarätiges Stelldichein der Kleinkunstszene. «Es freut mich, dass ich mehrere Theaterproduktionen ins Programm aufnehmen konnte», sagt Schwager. Dazu gehören das Erzähltheater von Cornelia Montani, das Nina Theater sowie das clowneske Theater von Gilbert und Oleg.

Einen lust- und humorvollen Strudel aus Musik und Geschichten bietet wiederum Bruno Bieri. Dazu verspricht das Programm Kabarett in unterschiedlichsten Stilrichtungen: Wortreich mit Christoph Simon, liedhaft mit «Weniger Egli», musikalisch mit Riklin&Schaub und Esther Hasler sowie scharfzüngig-politisch mit Veri, dem Abwart. Hasler und Veri sind übrigens jene zwei Solisten, deren Gastspiele wegen des Lockdowns abgesagt und ins neue Programm aufgenommen wurden.

Regie geführt
Spoken-Word-Künstler Simon Chen, einst in der Slam-Poetry-Szene gross geworden, steht mit seinem dritten Kabarettprogramm zum ersten Mal vor Publikum, und Nina Wägli präsentiert ihr erstes abendfüllendes Stück «verhedderet». «Sie ist ein Energiebündel, oder anders gesagt wie Prosecco auf der Bühne», meint Schwager zur Bernerin, bei deren Programm er die Regie geführt hat.

Zudem finden insgesamt sechs Veranstaltungen des Oltner Kabarett-Castings statt: In diesem Jahr werden noch die dritte Vorrunde und der Final des Castings 2020 nachgeholt, ab Februar finden die vier Abende des Kabarett-Castings 2021, das dann zum zehnten Mal ausgetragen wird, statt.

Ohne «dito», aber mit «Persönlich»
In diesem Winter fehlen werden die regelmässigen Auftritte des Improvisationstheaters «dito». Die Mitwirkenden, allesamt Laienspielerinnen und -spieler, mussten erkennen, dass die Einschränkungen spontane und gruppendynamisch nahe Umsetzungen erschweren und haben sich deshalb entschieden, ein Jahr Pause einzulegen.

Wiederum zu Gast im Schwager Theater ist die Radio-Talkshow «Persönlich» von SRF 1, die am Sonntagmorgen jeweils zwei interessante Gäste zu einem oft launigen Gespräch zusammenbringt.

«Dios Mio, mehr Gold!» – Christoph Schwagers persönlichstes Solostück
«Dios Mio, mehr Gold!» heisst das neuste Erzähltheater von Christoph Schwager, mit dem er am 23. und 24. Oktober Premiere feiert und in seinem Theater die Spielzeit 2020/21 eröffnet. Schwager schöpft in der Geschichte vom reichsten Mann der Welt aus den Erinnerungen aus seinen vier Jahren in Peru und ist deshalb so autobiografisch wie keines seiner Solostücke zuvor.

Geschrieben hat er es zusammen mit Theaterautor und Regisseur Paul Steinmann. «Ich wollte eigentlich nach den letzten beiden Stücken nicht mehr selber auf die Bühne. Doch Paul hat mich davon überzeugt, dass meine Erfahrung aus jener Zeit besten Stoff bietet», sagt Schwager. «Für mich war es das erste Mal, dass ich einen Text mit jemand anderem zusammen geschrieben habe. Ich war überrascht, wie fliessend und unorganisatorisch das Ganze verlief.» Zu Beginn eher noch skeptisch, ist der Oltner Schauspieler mittlerweile von seinem bislang wortreichsten Stück sehr überzeugt. «Und ich bin zuversichtlich, denn es enthält auch viel Zeitloses.»

Damit spielt Schwager darauf an, dass seine Zeit in den Armenvierteln der peruanischen Hauptstadt Lima inzwischen mehr als drei Jahrzehnte zurückliegt. Die Rückkehr 2016, 29 Jahre nach dem Einsatz in Peru, ermöglichte ihm und seiner Frau Lisbeth einen neuen Blick auf ihre Erfahrungen, der nun zum Ausgangspunkt dieser Theater-Produktion wurde. «Es war sehr berührend und faszinierend zu erleben, wie sich Land und Leute verändert haben, aber auch zu erkennen, dass sich gewisse Sachen nicht verändert haben.»

Das Erzähltheater mit der Figur Cristobal im Mittelpunkt erzählt davon, wie ein Schweizer, frisch ab Theologiestudium und mit Null-Vermögen, aber mit dem Willen, etwas gegen die Ungerechtigkeit in dieser Welt zu tun, den materiell armen Menschen in Lateinamerika beizustehen versucht. Indem sich die Figuren des Peru-Eroberers Francisco Pizarro und der missionierende Jesuitenpater Samuel Fritz in die Erzählungen einmischen, kommt es zu unterschiedlichen Begegnungen dreier Europäer mit der lateinamerikanischen Welt – umgesetzt in drei Erzählebenen, die sich meist parallel abspielen, zuweilen aber auch ineinander verflochten sind.

In der Region ist das Stück neben Olten (23./24. Oktober) auch in Balsthal (Datum ist noch offen), Fulenbach (13. November) und Härkingen (5. März 2021) zu sehen.

www.schwager.ch

Text: Nicolas Russi & Bild: ZVG