Es wäre heute undenkbar, doch einst gehörte es zum Dispositiv der Schweizer Luftwaffe: Das Sperren eines Autobahn-Abschnitts, um ihn als Start- und Landepiste für Kampfjets zu verwenden. Der erste derartige Einsatz fand vor 50 Jahren auf der A1 (damals N1) zwischen Oensingen und Egerkingen statt.
Insgesamt zehn Mal wurden in der Schweiz derartige Übungen durchgeführt, je zweimal in Münsingen, Flums und Alpnach sowie je einmal in Aigle- Bex, Sion, Lodrino und Oensingen. Unter dem Decknamen «Strada» wurde am Mittwoch, 16. September 1970, erstmals der Flugbetrieb auf einer Autobahn getestet – auf einem 3,5 Kilometer langen Abschnitt, der eigens für diese Übung komplett gesperrt worden war. Insgesamt zwölf Venoms landeten ab 12 Uhr mittags auf der Geraden nördlich von Kestenholz, zwischen den Brücken Ober-/ Niederbuchsiten und Oensingen-Kestenholz. Die Jets wurden betankt und aufmunitioniert, und starteten anschliessend zum «Kampf-Einsatz» über einem Flieger-Schiessplatz.
Die Verwendung der Autobahnen als Flugpiste gehörte zur Zeit des kalten Krieges zu den Notfallplänen. Entsprechend waren diese Teilstücke schon beim Bau vorbereitet worden. Die Tragkraft des Belages war erhöht, um das Starten und Landen für jeden Kampfjet (neben Venom auch Hunter und Mirage) zu ermöglichen. Anstelle eines Grünstreifens waren die Fahrbahnen mit einem leicht entfernbaren Stahlseil abgetrennt. Die letzte derartige Übung fand 1991 im Tessin statt, vier Jahre später wurden die Autobahn-Notlandepisten mit der Armeereform 95 aufgegeben.