Branka Mancic verwandelt ihre Küche regelmässig in ein kleines Labor, wo sie nach neu interpretierten Familienrezepten ihre eigene Seife herstellt. Angefangen hat ihr Hobby aus der Not. Denn ihre zwei Kinder reagierten auf alle gekauften Seifen allergisch
Schutzbrille, Schürze und Handschuhe – wenn Branka Mancic ihrem Hobby in der Küche nachgeht, könnte sie ebenso gut in einem Chemielabor stehen. «Sicherheit geht vor», sagt sie. Beim Herstellen von Seifen kann es gefährlich werden. Dabei denkt sie an die Lauge, dem einzigen chemischen Bestandteil ihrer selbstgemachten Produkte. Daran gearbeitet wird deshalb nur, wenn ihre zwei Kinder (sieben und neun Jahre alt) ausser Haus sind.
Für ihre Kinder
Angefangen hat eigentlich alles wegen dem Nachwuchs. «Meine Kinder vertrugen teilweise schon im Babyalter keine herkömmliche Seife.» Die 39-Jährige hatte alles ausprobiert, auch jedes Spezialprodukt aus der Apotheke. Doch nichts half. Abhilfe kam, als sie in ihr Heimatland Serbien in die Ferien ging. Ihre Mutter stellte genauso wie ihre Eltern und Grosseltern eigene Reinigungs- und Pflegemittel her. Und siehe da: Das einzige Produkt, welches ihre Söhne vertrugen, war Omas selbstgemachte Seife. «Dann war für mich klar, dass ich sie künftig selber herstellen musste.» So befasste sie sich erstmals ganz bewusst mit dem alten Familienhandwerk. «Früher stellte man in Serbien alles selber her.» Sie erinnert sich noch heute, wie ihr Grossvater bei Bedarf ein Stück von einem grossen duftneutralen Seifenblock rausschnitt. «Das war alles sehr rudimentär und für mich auch nichts Besonderes. Eher eine Notwendigkeit.»
Zutaten aus der Natur
Mit ihren Eltern hingegen ging sie regelmässig in den Wald oder aufs Feld, um Kräuter und Pflanzen zu sammeln, um sie später teilweise zu mazerieren. Die entstandenen Öle wurden anschliessend für die Seifenherstellung verwendet. «Man benutzte einfach das, was die Natur vor Ort anbot.» Der Aufwand war immer gross und der ganze Prozess dauerte immer ziemlich lange. «Je nach Produkt mussten wir es bis zu einem Jahr trocknen lassen.» Das hat sich heute für sie nicht geändert. «Jede Seife hat ihre Eigenheit und muss anders verarbeitet werden.» Auch heute sammelt sie einige Bestandteile selbst. Wie zum Beispiel Brennnessel oder Rosmarin. Viele Öle kauft sie im Fachhandel oder je nach dem auch im Einkaufszentrum. «Ich schaue immer darauf, dass die Qualität stimmt.» Sie verwendet fast ausschliesslich kaltgepresste Öle, die Bio und Fair Trade sind. Andere Bestandteile wie Kokosnussöl hingegen bezieht sie direkt von ihrer Freundin aus Ghana. «Das gibt mir ein besonders gutes Gefühl, weil ich weiss, dass die Produzenten wirklich fair entlöhnt werden. So können alle etwas daran verdienen.»
Vielseitiges Engagement
Die Solidarität und das Gemeinwohl liegt Branka Mancic besonders am Herzen. «Wenn wir alle zusammenarbeiten, geht es allen besser.» Sie selber engagiert sich in verschiedenen Vereinen, wie zum Beispiel am Mittagstisch, bei der Freiwilligen-Organisation «Starrkircher Spatzen», beim Frauennetzwerk «International Women Olten» und ist in Ser bien aktives Mitglied des Frauenvereins «Humana Ona», das Frauen fördert und in ihren Projekten unterstützt. «Dank dem Internet kann ich, was man digital erledigen kann, genauso gut von hier aus machen.» Und auch sie kann vom Knowhow ihrer Vereinsfreundinnen profitieren. «Sie halfen mir zum Beispiel dabei, meine Social-Media-Accounts ‹Naturina Handmade› aufzubauen. Dafür bin ich sehr dankbar.»
Geduld erforderlich
Erst seit diesem Frühling bietet Mancic auf Instagram und Facebook ihre Seifen zum Verkauf an. Dazu motiviert wurde sie von ihrem Freundeskreis, den sie zuvor oft mit ihren Seifen beschenkte. «Es freut mich, wenn ich anderen damit etwas Gutes tun kann.» Für die diplomierte Philologin bleibt das Seifensieden vorerst ein Hobby. «Ich will jedes Stück mit Liebe machen und den Seifen auch Zeit lassen, um zu reifen.» Die meisten Produkte müssen mindestens einen Monat lang lufttrocknen. «Es braucht halt einfach Geduld.» Die Leute, welche sie für eine Seife anfragen, bringen die notwendige Zeit mit. Es muss eben nicht immer alles sofort sein.