Dachbegrünung ist ein Segen für die Umwelt, kann aber mit der Neophytenplage auch zum Fluch werden.

Gestaltungen auf Flachdächern

Flachdächer gab es schon in Urzeiten. Bestes Beispiel sind die hängenden Gärten der Seimiramis, die als eines der sieben Weltwunder der Antike gelten. Was spricht also dagegen? Eigentlich nichts. Trotzdem behaupten böse Zungen, dass ein Flachdach grundsätzlich nie dicht sei.

Flachdächer wurden schon 3000 vor Christus gebaut. Die Babylonier nutzten sehr reines Bitumen als Baustoff. Die Flachdachbauweise zeichnete sich damals als Dachterrasse aus. Über Jahrhunderte vergessen, gelangte die Gartenkultur der Antike zur Zeit der Renaissance nach Europa. Zu dieser Zeit verwandelten sich vorwiegend Dachflächen auf Schlössern zu wunderbaren Dachanlagen. Erst in den 1950er Jahren setzte sich das Flachdach auch bei uns endgültig durch.

Dicht oder undicht?
Böse Zungen behaupten, es gebe zwei Arten von Flachdächern: die undichten, und die noch nicht undichten. Dagegen spricht einiges, weil die Entwicklung beim Flachdachbau enorm ist. Flachdächer haben sich vor allem bei grossen Industrie-, Gewerbebauten und Mehrfamilienhäuser durchgesetzt. Wohnsiedlungen mit so genannten Terrassenhäusern oder auch freistehende Einfamilienhäuser tragen ebenfalls immer mehr Flachdächer. Für sie spricht vor allem ein klarer Vorteil: Der Anteil der Nutzfläche wird wesentlich grösser. Oder anders ausgedrückt: Man gewinnt einfach mehr Platz. In einem Industrie- oder Gewerbebau kommt dieser Nutzen ganz besonders zum Tragen. Allerdings schreiben die regionalen Baugesetze vor, ob überhaupt Häuser mit Flachdächern gebaut werden dürfen. Vor allem in Berggemeinden dürften sich kaum Häuser mit Flachdächern finden – und wenn, dann nur bei ganz bestimmten, meist öffentlichen Bauten.

Lebensdauer bis 30 Jahre oder mehr
Viele Bauherren zögern beim Entscheid für oder gegen ein Flachdach wegen der scheinbar begrenzten Lebensdauer. Das ist unnötig. Ein Flachdach hat eine durchschnittliche Lebensdauer von 30 Jahren. Es gibt solche, besonders die gewarteten Dächer, die erst nach 45 Jahren ersetzt oder grundlegend saniert werden müssen. Im Vergleich zu einem Satteldach ist die Lebensdauer tatsächlich kürzer. Allerdings kostet ein Satteldach in der Grundanschaffung wesentlich mehr als ein Flachdach. Ein Flachdach ist naturgemäss einer stärkeren Belastung ausgesetzt: Es muss starke und länger dauernde Regen- oder Schneefälle auffangen und über eine genügend dicke „Haut“ verfügen, um dieser Belastung standzuhalten. Deshalb ist ein regelmässiger Service wichtig. Er verhindert vor allem grösseres Ungemach. Zudem wird oft vergessen, dass die Gebäudeversicherung für Schäden, die auf eine starke Vernachlässigung des Unterhalts zurückzuführen sind, nur teilweise aufkommt. Die Wartung übernehmen vor allem auf den Bau von Flachdächern spezialisierte Firmen.

Praktische Vorteile
Flachdächer bestehen aus einer Eindeckung, Abdichtung, Dämmung, Dampfsperre und der nötigen Entwässerung. Immer mehr kommen Besitzer von Liegenschaften mit Flachdächern auf die Dachbegrünung. Die Begrünung hat neben dem ökologischen Aspekt praktische Vorteile: Extensive oder intensive Begrünungen halten Regenwasser zurück, bieten Schutz für die Dachabdichtung, verlängern das Leben der Dachhaut und sorgen auch für eine klimatische Verbesserung von Städten. Freude wird man daran auch haben, wenn die Begrünung ebenso regelmässig unterhalten wird. Sonst kann sie auch zur Plage werden.

Die Neophyten
Rhizomgewächse und Neophyten, invasive, gebietsfremde Pflanzen aus fremden Gebieten, sind regelmässige und höchst unangenehme Plagegeister. Die Falsche Akazie, auch unter dem Namen Robinie bekannt, kann sehr hoch werden und auf einem Dach Schaden anrichten. Bei der Robinie befinden sich an der Blattbasis rötliche, paarig angeordnete bis einen Zentimeter lange Dornen. Die Vermehrung der Pflanze erfolgt durch Wurzelausläufer. Ungefährlich für das Dach sind das einjährige Berufkraut und das schmalblättrige Greiskraut. Trotzdem müssen sie entfernt werden.. Wir staunen immer wieder, wenn die Gemeinden die Liegenschaftsbesitzer auf Neophyten in Gärten aufmerksam macht und zur Entfernung auffordern, dabei aber keinen Satz darüber verlieren, dass sich Neophyten auch auf Gründächern ansiedeln.

Wellness auf dem Flachdach
Urban-Gardening ist auch ein beliebtes Stichwort, wenn man von Flachdächern spricht. Ob Urban-Gardening mit Gemüse oder Swimmingpool mit Fitnessbereich, die Möglichkeit der Dachgestaltung ist unbegrenzt. Aber nicht jedes Dach ist geeignet für die Gestaltung von begehbaren Dachlandschaften. Bereits bei der Projektplanung müssen die Anforderungen an die Statik der Gebäudehülle definiert und richtig berechnet werden. Dazu gehört auch die Absturzgefahr. Das will heissen: Bei der Planung für begeh- und belastbare Dächer gehören die richtigen Schutzlagen, der optimale Schichtaufbau, hochwertige Materialien gemeinhin und eine intakte Absturzsicherung. Ein nächstes Stichwort sind PV-Anlagen. Meistens werden Solarzellen nachträglich aufgebaut und niemand denkt daran, dass Pflanzen der PVAnlage schaden können. Wenn die Solarzellen überdies nicht hoch angelegt sind, wartet zudem durch die Verschattung ein hoher Wartungsaufwand.

Quelle: Immobilien-Woche

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