Selbsthilfegruppe Solothurn / Anzeiger Thal Gäu Olten
Nicht nur für Betroffene ist professionelle Hilfe sinnvoll, sondern auch für Angehörige.

In der Gruppe Unterstützung erfahren

Was tun, wenn man als Eltern ohne Vorwarnung damit konfrontiert wird, dass das eigene Kind psychische Probleme hat, dass es leidet? Und dann dem Kind geholfen wird, man als Mutter oder Vater aber von Schuldgefühlen geplagt wird? Eine Selbsthilfegruppe soll nun für gegenseitigen Austausch und für Entlastung sorgen.

Rund 80 Selbsthilfegruppen sind aktuell im Kanton Solothurn aktiv. Es handelt sich dabei sowohl um selbst organisierte als auch um geleitete Gruppen, die offen stehen für Betroffene und/oder für Angehörige. Der Themenbereich ist wenig überraschend sehr breit und erstreckt sich von A wie ADHS bis Z wie Zöliakie.

Nun soll eine weitere Selbsthilfegruppe gegründet werden, und zwar eine Gruppe für Eltern von Kindern und Jugendlichen mit psychischen Problemen. Auf diese Weise könnten die Teilnehmenden ihre Erfahrungen teilen, sich austauschen und sich so gegenseitig unterstützen und entlasten. Denn was den Eltern von Lena (Name fiktiv) passiert ist, kann allen passieren: Sie besuchte die neunte Klasse, schloss die obligatorische Schulzeit im Sommer ab und hatte bereits eine Lehrstelle als KV-Angestellte. Damals im Frühling geschah aber, was niemand in ihrem familiären Umfeld ahnte: Lena wandte sich an die Schulsozialarbeit und teilte dieser mit, es gehe ihr überhaupt nicht gut, sie fühle sich isoliert von der Welt, habe Panikattacken und habe auch begonnen, sich zu ritzen. All dies verschwieg sie zu Hause.

Für Lenas Mutter war es ein Schock, als sie und ihr Mann von der Schulsozialarbeiterin zum Gespräch eingeladen wurden. Danach ging alles schnell: Für ihre Tochter wurde professionelle Hilfe eingefädelt. Seither geht sie regelmässig zur ambulanten Therapie. Dies sorgte für Entlastung, nur: Ihre Mutter verspürte Scham und das Gefühl, versagt zu haben. Was würde das Umfeld denken? Sie spürte, dass auch sie sich würde helfen müssen – und war erstaunt, als sie merkte, dass es zum Thema keine Selbsthilfegruppe gibt. Die Mutter liess sich nicht entmutigen, meldete sich bei der Kontaktstelle Selbsthilfe und erhielt dort Unterstützung. Nun ist sie auf dem Weg, eine Gruppe für Eltern zu gründen, deren Kinder oder Jugendliche psychische Probleme haben und würde sich sehr freuen, wenn betroffene Eltern den Mut aufbringen würden, sich via Kontaktstelle anzumelden.

Anmeldung und Infos: www.selbsthilfesolothurn.ch

Text: MGT & Bild: ZVG