Ob für Kafi/Gipfeli am Morgen, für den täglichen Lebensmittelbedarf, für einen typischen Kioskartikel oder für das Nötigste im Non-Food-Bereich: Im «city express shop», den die Familie Kül vor knapp fünf Monaten an der City-Kreuzung in Olten eröffnet hat, gibt es fast alles. Auf jeden Fall eine freundliche Bedienung.
Irgendwie wirkt die Geschichte anachronistisch. Obwohl kurz zuvor der Lockdown aufgehoben wurde, sind Oltens Strassen nach wie vor weitgehend leer. In dieser Zeit, unmittelbar vor Pfingsten, eröffnet die Familie Kül ihren neuen «city express shop» an der Frohburgstrasse 30. Es ist ein mutiges Unterfangen der beiden Ehepaare Dilber und Hikmet Kül sowie Oya und Erdal Kül. Etwas Eigenes auf die Beine stellen, lautete der Plan der beiden Paare – ein Geschäft, das man selber gestalten und in dem man eigene Ideen umsetzen kann.
Der Zufall wollte es, dass es im Oktober 2019 zum ersten Kontakt kam mit dem Besitzer dieser Liegenschaft. Das Ladenlokal, wo auch schon Schuhe verkauft wurden und zuletzt zweimal ein Kleidergeschäft eingemietet war, stand leer. Ein Augenschein stimmte die Küls optimis tisch – draussen herrschte ein recht reger Fussgängerverkehr, zudem versprach der zentrale Standort die nötige Laufkundschaft. Bald war die Sache besiegelt. Im Januar 2020 lancierte der Vermieter die erforderlichen Umbauarbeiten, während die neuen Ladenbetreiber Mobiliar, Kühleinrichtungen sowie die weiteren Geräte beschafften. Schliesslich wurden die Produkte bestellt und die Gestelle gefüllt – während rundherum die Geschäfte gezwungenermassen ihre Türen schlossen, arbeitete die Familie Kül auf die Eröffnung eines neuen Geschäfts hin. «Wir mussten öffnen, schliesslich hatten wir viele Produkte im Angebot, die mit einem Ablaufdatum versehen waren», sagt Dilber Kül, die bereits seit 15 Jahren im Verkauf tätig ist.
Ein schwieriger Start
Nicht überraschend verlief die Anfangsphase äusserst harzig. Manchmal warteten sie bis zu drei Stunden auf den nächsten Kunden, betrugen die Tageseinnahmen um die 300 Franken. Regelmässig mussten Frischwaren entsorgt und deren Wert abgeschrieben werden. «Da habe ich mich schon gefragt, was haben wir da gemacht», meint Oya Kül. Mittlerweile sei der Umsatz gestiegen, aber noch nicht auf jenes Niveau, um überhaupt gewinnbringend geschäften zu können. «Das beschert uns nach wie vor schlaflose Nächte», gesteht sie.
Ein breites Sortiment
Die gebürtigen Aarauer mit kurdischen Wurzeln und ihre Gattinnen sind zuversichtlich, dass es mit einer zunehmenden Belebung der Innenstadt und dank dem vielseitigen Sortiment weiter aufwärts geht. Ähnlich dem einstigen «Tante-Emma-Laden» bietet der «city express shop» fast alles, was man fürs tägliche Leben braucht: Frische Früchte und Gemüse, Milchprodukte, Backwaren, Wurstwaren sowie Baby- und Kindernahrung. Aber auch die wichtigsten Hygiene- und Reinigungsmittel sowie Rauchwaren und alkoholische Getränke findet man im neuen Laden. Wer frühmorgens auf dem Weg zum Bahnhof eilt, erhält hier ebenso auf die Schnelle einen Kaffee wie die Glücksspiel-Fans hier einen Lottoschein abgeben oder Karten der verschiedensten Los- und Rubbelsysteme erwerben können.
Lange Öffnungszeiten
Obwohl der «city express shop» mit diesem Angebot viel mehr ist als ein Kiosk, gehen die Öffnungszeiten weit über jene eines gewöhnlichen Ladens hinaus. Werktags ist der Shop von sechs bis 22 Uhr geöffnet, am Samstag und Sonntag jeweils von acht bis 22 Uhr. Zeichnet sich ab, dass am späteren Abend noch mehr Kundschaft zu erwarten ist, dann bleibt der Shop länger offen – aufgrund der Bewilligung wäre sogar ein 24-Stunden-Betrieb möglich. Womit das Geschäft an der City-Kreuzung länger offen bleibt als alle Betriebe im Bahnhof.
Komplimente für Freundlichkeit
Natürlich gelten auch im «city express shop» die Pandemie-Schutzmassnahmen. Hinter der Plexiglasscheibe beziehungsweise der Maske legen die Küls jedoch besonderen Wert auf die Freundlichkeit. «Mit Freundlichkeit kann man viel erreichen, und wir haben diesbezüglich schon viele Komplimente erhalten», erwähnt Erdal Kül eine Stärke des Verkaufsteams. «Die Kunden kommen gerne wieder zu uns zurück.» So habe man bereits eine kleine Stammkundschaft aufbauen können, von der man ebenso viel Unterstützung erhalte wie von den Nachbarn an der Frohburg- und Baslerstrasse. Von denen sich wohl die wenigsten daran erinnern können, dass die Möglichkeit zum täglichen Einkauf an dieser Ecke nicht völlig neu ist: Bis Anfang Sechzigerjahre gabs in diesem Lokal noch eine Migros.