Mit spitzer Feder

Sarah Liechti

Typisch für den «Carnevale di Venezia» sind die Masken. Ein kurzer Abstecher Anfang Monat nach Venedig führte uns das zeitlich ironische Sinnbild vor Augen, denn auf derselben Auslage wurden venezianische Karnevalsmasken wie auch Mund-/Nasenschutz feilgeboten. Punkto Kreativität stand der Virenschutz der anderen Halbmaske in nichts nach. Ob Souvenir aus Venedig, Aufdruck eines frechen Bildes, mit Strasssteinen geschmückt, in stylischen Farben – da lässt sich für alle etwas finden. Man könnte meinen, es handle sich um ein modisches Accessoire wie eine Handykette, eine Sonnenbrille oder ein Hut. Von den modebewussten Italienern naturalmente selbstbewusst zu Show getragen.

Auch bei uns nutzen Firmen die aktuelle Situation und platzieren ihre Werbung auf dem unvermeidlichen Accessoire. Bereits gibt es Schminktipps, damit Frau trotz Maske auffällt. Wahnsinn, dass uns sowas jemals kümmern könnte!

Man kann über den Sinn dieser Massnahme diskutieren. Was mich aber viel mehr beeindruckt ist, dass man das Beste aus einer Situation macht. Das soll nicht heissen, dass man nicht kritisch hinterfragen soll, aber es gibt gewisse Sachen, die sollte man annehmen und den ungünstigen Zustand möglichst vorteilhaft nutzen. Schliesslich dauert dieses «Narrenfest» länger als nur eine Karnevalsaison im Winter.

Historisch: Am Ende des Karnevals wurde eine Figur mit Pantalones Maske verbrannt, während die Menge skandierte: «Es ist vorbei, es ist vorbei, der Karneval ist vorbei!» Ich warte darauf, bis wir «Corona ist vorbei!» rufen und uns demaskieren dürfen, denn «gefastet» haben wir lange genug.