Sonderausstellung des Historischen Museums Olten im Haus der Museen / Anzeiger Thal Gaeu Olten
Die Oltnerin Anna Heer (1863-1918) war praktizierende Ärztin und Gründerin der Pflegerinnenschule Zürich. Als erste Frau der Schweiz war sie auch chirurgisch tätig.

«Pionierinnen. Eine Würdigung»

Neue Sonderausstellung des Historischen Museums Olten im Haus der Museen

1971 – 1980 – 1981 – 1990 sind nicht nur Jahreszahlen, sondern Meilensteine auf dem Weg zur Gleichstellung der Frauen in der Schweiz. Das Historische Museum Olten porträtiert in seiner neuen Sonderausstellung Frauen aus dem Kanton Solothurn, die einen Beitrag zur Erreichung dieses Ziels geleistet haben. Dabei zeigt die Ausstellung auf, wie vielfältig Solothurner Frauenleben sein können.

Der Fokus der Ausstellung liegt dabei nicht nur auf den letzten 50 Jahren seit der Einführung des Frauenstimmrechts auf Bundesebene, er reicht zeitlich zurück bis ins Mittelalter und beleuchtet, wie Frauen im Rahmen ihrer Möglichkeiten die Gesellschaft im Kanton Solothurn mitgestaltet haben.

Im 19. Jahrhundert organisieren sich Vorkämpferinnen in ihrem Umfeld und nehmen pointiert zu gesellschaftlichen Fragen Stellung. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts formieren sich dann zahlreiche Frauenvereine und -organisationen, die meist ideologisch-religiös geprägt sind. In entscheidenden Situationen halten sie jedoch zusammen und überbrücken dabei sonst starre ideologische und konfessionelle Grenzen zwischen Arbeiterschaft und Bürgertum oder zwischen den Konfessionen. Die Biografien dieser Frauen wie etwa jene von Rosina Gschwind (1841-1904) oder Katharina Muff-Arenz (1868-1951) zeigen die Leistung dieser Pionierinnen mit Mehrfachbelastungen als Hausfrauen, Mütter, Berufsfrauen und Aktivistinnen. Ein grosses Engagement von Frauen, die heute weitgehend vergessen und in der Ausstellung neu zu entdecken sind. Sie legten das Fundament für die Politikerinnen der ersten Stunde wie Marianne von Burg-Pfiffner (1922-2015) oder Ruth Grossenbacher (*1938).

Pionierinnen in weiteren Bereichen
Der Kampf der Frauen um ein gleichberechtigtes Leben hat nicht nur auf der politischen Ebene stattgefunden. In zahlreichen anderen Bereichen wie etwa der Literatur oder der Wissenschaft fallen Pionierinnen auf, die gegen vordefinierte Geschlechterrollen angingen – und sich letztlich auch durchsetzen konnten. 1929 wurde beispielsweise Maria Felchlin (1899-1987) die erste praktizierende Ärztin des Kantons Solothurn und die Journalistin Katharina von Arx (1928-2013) fiel mit ihrem abenteuerreichen Leben auf.


Mehr als 40 Solothurner Biografien
Da gerade auf regionaler Ebene noch viele Frauengeschichten nicht geschrieben sind, will die Ausstellung im Historischen Museum Olten das Interesse an der Geschlechtergeschichte wecken. Über 40 Solothurner Biografien aus der Zeit des Mittelalters bis heute, darunter übrigens auch drei Männerleben, belegen die Vielfalt der kantonalen Geschlechtergeschichte, in welcher Solothurn einmal durch besonders progressive Stimmen, dann ein anderes Mal wieder durch besonders konservative Positionen auffiel. Die Biografien werden in der Ausstellung, die seit Ende letzter Woche läuft und noch bis am 5. April 2021 programmiert ist, in einen historischen Kontext gestellt mit einschneidenden Ereignissen wie der zweiten SAFFA (Schweizerische Ausstellung für Frauenarbeit) von 1958 oder den sich wandelnden Geschlechter begriffen hin zu einer non-binären Geschlechterdefinition.

Rahmenprogramm bis Januar 2021
Begleitet wird die Ausstellung von einem Rahmenprogramm mit Vorträgen, Führungen und Stadtführungen durch Olten auf den Spuren der Pionierinnen. In Zusammenarbeit mit dem Kino Lichtspiele Olten ist das Filmprogramm «Pionierinnen im Film» entstanden. Das Rahmenprogramm bis in den Januar 2021 ist online unter https://hausdermuseen.ch/ agenda.

Text: MGT & Bilder: ZVG