Mit spitzer Feder

Martina Flück

Unser Wohlstand ist gefährdet. Sei gefährdet. Steht zumindest in den aktuellen nationalen Abstimmungsunterlagen. Ja, was mache ich denn nun? Eigentlich finde ich es schon ganz gut, so im Wohlstand zu leben. Warm, behaglich, bequem. Und ich tu ja auch was dafür. Ich gehe brav arbeiten, spare fleissig. Und wenn ich mit ein paar Investitionen noch ein bisschen mehr Wohlstand erreichen kann, ist das doch auch ganz gut. Ich meine, Krieg gibts ja eh, da kann man nichts machen, war schon immer so. Einer gewinnt, der andere verliert. Und wenn wir es nicht machen, dann macht es doch ein anderer. Also, wo liegt eigentlich das Problem? Kann ich doch nichts dafür, wenn in anderen Ländern Feinstaub in der Luft liegt. Die müssen sich halt selber dagegen wehren. Hauptsache mir geht es gut. Ich lass mir doch meinen Wohlstand nicht nehmen!

Oder ist es doch nicht ganz so einfach? Ich meine: Für Frieden engagieren und gleichzeitig in Krieg investieren? Hä? Da stimmt doch was nicht. Das ist ja ähnlich verkehrt wie als Firma Kurzarbeits-Entschädigung zu erhalten und gleichzeitig fette Dividenden auszuzahlen. Wer hat, dem wird gegeben. Oder etwas weniger biblisch und mit den teuflischen Worten aus der Lobisey-Sage gesprochen: «No meh – no meh!»

Was macht Wohlstand mit uns? Wer hat ein Recht auf Wohlstand – und weshalb? Worauf gründet Wohlstand? Auf dem Rücken anderer Menschen? Geht das nicht auch anders? Ich bin überzeugt: Ja.

Martina Flück stimmt per Brief ab und ist froh, dass kein Präsident der Welt ihre Stimme anzweifeln wird.