Unserer Umwelt zuliebe

Beim Pflanzenschutz bewegt sich viel im Kanton Solothurn

Der 2018 verabschiedete kantonale Massnahmenplan Pflanzenschutzmittel (PSM) zeigt Wirkung. Ein grosser Teil der Massnahmen befindet sich in der Umsetzung. So verhindern zum Beispiel spezifische Waschplätze für Spritzgeräte das Versickern von Brühresten im Boden. Und: Bereits werden 45 Prozent der Ackerfläche ohne oder mit reduziertem Einsatz von Pflanzenschutzmitteln bewirtschaftet.

Unerwünschte Umweltwirkungen rücken den chemischen Pflanzenschutz in den Fokus. Der Aktionsplan Pflanzenschutzmittel ist die Antwort des Bundes auf die aktuellen Herausforderungen. Im September dieses Jahres hat der Bund über den Stand der Umsetzung des Aktionsplans informiert.

Gestützt auf die Bemühungen des Bundes hat der Regierungsrat im März 2018 den kantonalen Massnahmenplan PSM verabschiedet. Die Umsetzung erfolgt durch das Amt für Landwirtschaft und das Amt für Umwelt gemeinsam mit dem Bildungszentrum Wallierhof und dem Solothurner Bauernverband. Sie wird jährlich von einer kantonalen Kommission begleitet, in der auch der Verband der Einwohnergemeinden und die Umweltorganisationen vertreten sind. Ein Grossteil der Massnahmen aus dem kantonalen Aktionsplan ist in der Umsetzung.

Empfehlungen aus erster Hand
Der Bund setzt Anreize zur Förderung der Ressourceneffizienz und von bestimmten Produktionssystemen (zum Beispiel Bio, Anbau ohne Pilz- und Insektenbekämpfungsmittel, Verzicht auf Herbizide). 2019 wurden im Kanton Solothurn auf 4526 Hektaren mit Acker- und Dauerkulturen PSM reduziert eingesetzt oder es wurde gänzlich darauf verzichtet. Diese Fläche entspricht rund 45 Prozent der gesamten Ackerfläche. In den nächsten Jahren soll dieser Anteil weiter erhöht werden. Um dies zu erreichen, leistet das Bildungszentrum Wallierhof mit unabhängigen Informations- und Beratungsangeboten einen grossen Beitrag. Dank der eigenen Sortenversuche und Anbauerfahrungen können Empfehlungen aus erster Hand an die Bauern und Bäuerinnen weitergegeben werden. Neben der Förderung von umweltscho nenden Anbauverfahren werden Anwenderinnen und Anwender im Hinblick auf einen verantwortungsvollen Umgang mit PSM sensibilisiert. Die Umsetzung der verschärften Abstandsvorschriften zu Gewässern, Wohnflächen und Biotopen ist komplex und fordert in der Umsetzung die Beratung und auch die Betriebe.

Kantonale Massnahmenplan Pflanzenschutzmittel (PSM) / Anzeiger Thal Gäu Olten
Eine Rapsblattwespenlarve frisst auf der mitangesäten Buchweizenpflanze und verschont den danebenstehenden Raps.


Die Gemeinden als Vorbilder
Für den Erfolg des Aktionsplans ist nicht nur die Umsetzung der Massnahmen ausschlaggebend, sondern auch deren Wirkung. Die biologische Wasserqualität des Jahres 2019 bestätigt, dass die gemeinsamen Anstrengungen von Landwirtschaft und Bevölkerung, auf Pestizide zu verzichten, weitergeführt werden müssen. Mithilfe der Massnahmen im Siedlungsbereich konnten dem Grundwasser rund 3,5 Tonnen Pestizide und Dünger erspart werden. Rund ein Viertel aller Gemeinden im Kanton haben sich bereits an der Aktion «Ig bi suber» beteiligt und so Privatpersonen zur Rückgabe ihrer alten Mittel motivieren können. Auch die Gemeinden selber nehmen vermehrt ihre Vorbildfunktion wahr und verzichten gänzlich auf den Einsatz von PSM. In den letzten zwei Jahren wurden mindestens 21 spezifische Waschplätze für Spritzgeräte erstellt. Während früher ein eher sorgloser Umgang mit belastetem Reinigungswasser und Brühresten zu beobachten war, wird heute der umweltschonende Umgang eingefordert.

Chemie als letzte Massnahme
Mit dem 2019 gestarteten Ressourcenprogramm PestiRed beteiligen sich die Pflanzenbaufachstelle des Kantons und 20 innovative Solothurner Betriebe an der Weiterentwicklung des integrierten Pflanzenschutzes. Dieser baut auf Vorbeugungs- und Vermeidungsstrategien. Erst als letzte Massnahme zur Vermeidung von bedeutenden Ernteeinbussen werden chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel eingesetzt. Ziel des Projektes über sechs Jahre ist es, den Einsatz von PSM um 75 Prozent zu verringern, bei maximal tolerierten Ernteeinbussen von 10 Prozent. Mit diesem Projekt erhalten die Beteiligten die Gelegenheit, neue Anbaumethoden auszuprobieren – aber mit dem Risiko des Misslingens. Mit den aus dem Projekt gesammelten Erfahrungen werden Empfehlungen und Verbesserungen für die breite Praxis abgeleitet. Die erste Ernte ist weitgehend abgeschlossen. Die Herausforderungen eines weitgehenden Verzichts auf PSM wurden sichtbar. Noch stehen keine wissenschaftlich ausgewerteten Resultate zur Verfügung.

Text: MGT & Bild: ZVG