Da, wo ich wohne, wurde pandemiebedingt der zweite Lockdown verhängt. Diesmal die Variante in Light. Bars, Restaurants, Fitnesscenter und dergleichen sind geschlossen. Wie beim ersten Mal im März tangiert mich das nicht gross. Dachte ich zumindest. Ich arbeite weiterhin so normal, wie das eben derzeit möglich ist. Auf Fitnesscenter kann ich problemlos verzichten. Ich bin in keiner Line-Dance-Gruppe, habe Angst vor Bungee Jumping und verbringe den Abend mittlerweile lieber mit Freunden zuhause anstatt in einer lauten verrauchten Bar. In meiner Freizeit gehe ich am liebsten spazieren oder sitze mit einem Buch irgendwo an der Sonne. Mir fehlt es also, abgesehen von meinen Liebsten, die ich weniger sehe, an nichts, solange wir gesund sind.
Blöd nur, dass jene Menschen, die vorher Line Dance machten, ins Fitnesscenter gingen oder zum Bungee Jumping, plötzlich dasselbe Hobby haben wie ich: Draussen zu spazieren. Egal, ob auf dem Passwang, dem Gempen, am Rhein, der Dünnern oder sonst wo – es hat überall mehr Menschen als an einem sonnigen Sommertag an der Zürcher Seepromenade oder am Lago Maggiore. Verstehen Sie mich nicht falsch. Ich mag es allen gönnen, die Schönheit der Natur in der Region zu entdecken. Mir fehlt einfach die Ruhe auf den früher menschenleeren Waldwegen. Und abgesehen davon, dass ich mir die generelle Unbeschwertheit zurückwünsche, freue ich mich nach dieser Pandemie am meisten auf das, wovon viele momentan die Schnauze voll haben mögen. Auf meine Ruhe.
Nora Bader ist Journalistin und Heimwehthalerin