Antje Laesser / Anzeiger Thal Gäu Olten
«Das Hervorkramen und Lesen meiner alten Kolumnen war wie eine Zeitreise»: Antje Lässer mit ihrem Erstlingswerk, das ab sofort bei ihr bezogen werden kann.

«Und dann machts Tätsch-Bätsch…»

Antje Lässer publiziert ihre Anzeiger-Kolumnen aus 22 Jahren in ihrem ersten Buch

99 Kolumnen in 22 Jahren hat Antje Lässer für den Anzeiger verfasst. 99 Mal hat die 55-Jährige aus Oberbuchsiten «spitz gefedert». Jetzt hat sie ihr Schaffen in Buchform gedruckt. Und das soll, geht es nach ihrem Willen, erst der Anfang sein.

Sie halten Ihr druckfrisches «Baby» in den Händen – wie fühlt sich das an?
Grossartig! Endlich habe ich das Buch in der Hand, das ich schon seit fast zehn Jahren im Kopf hatte.

Wie kam es zur Idee mit diesem Buch?
Es war bei einem Jahresendhöck mit den anderen Autorinnen und Autoren der «Spitzen Feder» für den Anzeiger, als ich die Idee hatte, man könnte doch mit diesen Kolumnen ein Buch herausgeben. Das verlief sich zwar im Sand, blieb bei mir aber im Hinterkopf hängen. Immer wieder dachte ich daran und wie toll das wäre. Ich fand aber irgendwie den Einstieg nicht und rückblickend sage ich: Es musste wohl so sein, dass es länger gedauert hat. Das Buch ist jetzt fast doppelt so dick geworden, als dies vor zehn Jahren der Fall gewesen wäre. Nun sind 99 Kolumnen von mir drin verpackt. Verrückt!

Was war das für eine Erfahrung für Sie?
Der ganze Prozess hat riesig Spass gemacht, vom Einholen der Druckofferte bis zum Erstellen des Konzeptes und der Wahl des Covers. Ich bin stolz darauf, dass ich das von A bis Z selber auf die Beine gestellt habe.

Seit 22 Jahren sind Sie Autorin der «Spitzen Feder», auf dieser Seite steht heute Ihre 100. Kolumne: Wie gehen Sie jeweils an Ihre Texte ran, wie entstehen diese?
Das ist unterschiedlich. Die aktuelle Kolumne hat sich effektiv beim Spazieren ergeben. In anderen Fällen sind es Begebenheiten oder Leute, die mich nerven, dann machts «Tätsch-Bätsch», und ich schreibe mir den Frust von der Seele. Ich könnte täglich etwas schreiben. Es gibt so vieles, das mich aufregt. Oder freut!

Wie war das, als Sie all die teils sehr alten Geschichten wieder gelesen haben?
Ich wusste sofort wieder, in welchem Zustand ich damals, beim Schreiben, war. Es ist wirklich eine Zeitreise: Wie alt war ich damals, was habe ich zum Zeitpunkt der Entstehung des Textes gemacht, wo habe ich gearbeitet? Manchmal musste ich schmunzeln …

Im Vorwort zu Ihrem Buch schreiben Sie, Ihre Texte seien immer mit Herzblut geschrieben. Können Sie das präzisieren?
Es war nie ein Müssen, immer ein Wollen. Es ist immer mein Innerstes in einer «Feder» mit drin. Mein Herz! Deshalb sind die Texte oft auch sehr spitz. Sind sie es für einmal nicht, dann schreibe ich das jeweils auch gleich zu Beginn.

Würden Sie alles wieder so schreiben?
Inhaltlich kann ich nach wie vor zu allem stehen, das ich so geschrieben habe. Ich hatte damals eine gewisse Meinung und ich habe sie noch heute. Ich habe das Gefühl, ich urteile nach gesundem Men schenverstand. Mir scheint, der ist heute vielen Menschen abhanden gekommen. Trotzdem habe ich bei einigen ausgewählten Kolumnen meine heutige Sicht der Dinge hinzugefügt. Und auch das eine oder andere originale Feedback aus der Leserschaft.

Kriegen Sie häufig Reaktionen?
Immer mal wieder – via WhatsApp oder einen Zuruf auf der Strasse. 80 bis 90 Prozent der Reaktionen sind positiv, aber es ist wohl normal, dass Negatives nicht an mich herangetragen wird. Es finden bestimmt nicht alle Leute gut, was ich schreibe, aber das ist in Ordnung. Sie sollen lachen, schmunzeln, sich ärgern – ich möchte eine Diskussion anregen.

Können Sie uns ein Beispiel nennen für eine negative Reaktion?
In einer Kolumne habe ich mich fürchterlich darüber mokiert, dass heute alles glutenfrei, laktosefrei oder was weiss ich zu sein hat. Eine Mutter schrieb mir, wie wichtig diese Produkte für ihre Tochter sind. Sie tat das mit Namen, mit offenem Visier. So konnte ich ihr antworten, meine Sicht der Dinge präzisieren – und mich bei ihr entschuldigen. Generell lasse ich mich in meinen Texten nie an jenen aus, die es sonst schon schwer haben.

Ihr Erstling ist gedruckt. Und nun?
Eine eigene Website ist in Entstehung. Darauf wird mein Buch ebenso zu finden sein wie Kurzgeschichten, die ich seit einiger Zeit fast täglich verfasse. Ich werde dort auch meine Dienste als Texterin anbieten. Und ich möchte gerne Liebesgeschichten schreiben, wahre Liebesgeschichten. In jedem Anfang wohnt doch ein Zauber inne, aus irgendeinem Grund kommen zwei Menschen zusammen. Wer will, kann mir das erzählen, und ich schreibe es nieder, namentlich oder auch anonymisiert. Wer weiss, vielleicht mache ich daraus später ein Buch.

«22 Jahre spitz gefedert» kann für 28.50 Franken (inkl. Porto/Verpackung) bei Antje Lässer via E-Mail bezogen werden: antje@gschichtechischte.ch.

Text & Bild: NIK