Amt für Denkmalpflege und Archäologie / Anzeiger Thal Gäu Olten
Impressionen von den Ausgrabungen in Oensingen: Blockbergung von Grabfunden 2017

Ein römischer Gutshof in Oensingen

Das Amt für Denkmalpflege und Archäologie präsentiert seinen 25. Jahresbericht

Regelmässig im Dezember präsentiert das Amt für Denkmalpflege und Archäologie seinen Jahresbericht in der Reihe «Archäologie und Denkmalpflege im Kanton Solothurn». Soeben ist das 25. Heft erschienen. Von frühmittelalterlichen Gräbern bis zum anthroposophischen Gesamtkunstwerk ist nachzulesen, was 2019 untersucht, dokumentiert, ausgewertet und restauriert worden ist.

Im archäologischen Teil des Jahresberichts sind zwei grosse Beiträge dem Frühmittelalter gewidmet. Im Jahr 2017 untersuchte die Kantonsarchäologie im Oberdorf von Oensingen, im alten Ortsteil Bienken, einen römischen Gutshof. Im Innenhof der römischen Villa kam dabei ein Friedhof aus dem Frühmittelalter zum Vorschein. Die 23 Gräber mit insgesamt 25 Bestattungen waren im 7. Jahrhundert angelegt worden.

2018 und 2019 fand eine detaillierte wissenschaftliche Auswertung statt. Neben der Vorlage des Bestattungsplatzes, der Grabbauten, der bestatteten Personen sowie der Grabfunde stellt der Beitrag die Entdeckungen in einen grösseren historischen Kontext: Durch Grabbau, Trachtobjekte und Bestattungsbräuche lassen sich die Gräber mehrheitlich dem alamannisch geprägten Kulturraum des östlichen und zentralen Mittellandes anschliessen. Einige Gräber weisen jedoch Beziehungen zum romanisch-lateinischen Kulturraum des westlichen Mittellandes auf. Ausschlaggebend für diese Anbindung war wohl die Lage an einer wichtigen Fernstrasse, die Italien via den Grossen St. Bernhard und das Mittelland mit dem Rhein verband. Kurzberichte zu 18 Fundstellen sowie der Tätigkeitsbericht des Jahres 2019 runden den Archäologie-Teil ab.

Holzbrücke Olten als Beispiel
Im Rückblick der Denkmalpflege wird unter anderem aufgezeigt, wie sich ihre Arbeitsfelder mit jener der Archäologie ergänzen. Dass jedes Denkmal nach einer spezifischen Restaurierungsweise verlangt, beweist unter anderem der Bericht über die Oltner Holzbrücke. Der Brand von 2017 löste nicht nur eine Bauanalyse und die fachgerechte Instandstellung aus, sondern auch eine wissenschaftliche Aufarbeitung der Baugeschichte und der Vorgängerbauten. Auch in den abschliessenden Kurzberichten und dem Tätigkeitsbericht der Denkmalpflege spiegelt sich die Vielfalt von Kulturobjekten und Massnahmen – von der Restaurierung einer Reliquienbüste bis zur Verschiebung eines Speichers.

«Archäologie und Denkmalpflege im Kanton Solothurn 25 2020» (ISBN 9783-9524182-8-4 / ISSN 1422-5050), Preis 20 Franken. Zu beziehen im Buchhandel oder beim Amt für Denkmalpflege und Archäologie, Werkhofstrasse 55, 4509 Solothurn.

Amt für Denkmalpflege und Archäologie / Anzeiger Thal Gäu Olten
Der Brand als Auslöser für eine umfassende Analyse: Die in den Jahren 1803 und 1804 von Blasius Balteschwiler errichtete Holzbrücke von Olten nach den Restaurierungs- und Brandsanierungsarbeiten 2018 und 2019.
Text: MGT & Bild: ZVG