Unser Ältester kam 2002 in den Kindergarten. Unsere Jüngste wird 2025 die Volksschule absolviert haben. Dazwischen liegt eine ganze Generation Schule – und eine ganze Generation Eltern.
Die Elterngeneration unseres Ältesten war recht entspannt. Da gab es die Mutter, die kommentierte den 4er-Primarschul-Schnitt ihres Sohnes mit: «Längt emu fürne Lehr». Nachhilfe nahm niemand. Dafür haben die Jungs in unserer Hostett so viel Fussball gespielt, dass im Herbst immer zwei grasfreie Halbkreise vor den Toren zu sehen waren. Beim Übertritt in die Oberstufe entschieden sich die Eltern mit dem Argument «Er kann ja auch die Berufsmatur machen» gegen das Gymnasium. Alle diese Jungs haben heute eine abgeschlossene Berufslehre, sind nicht zu Karrieristen, aber zu frei denkenden jungen Männern geworden.
Neulich las ich in der Zeitung, dass das Verwaltungsgericht entscheiden musste, ob eine vom Filius abgelieferte und in den Augen der Eltern ungerecht bewertete Kontrollprüfung nicht doch zum Übertritt an die Sek P genügen würde. Die Eltern hatten die Prüfung selber nachkontrolliert und dabei Fehler festgestellt, deren Korrektur die Noten dann tatsächlich um sagenhafte 0.05 Punkte anhob. Für die Sek P reichte es trotzdem nicht.
«Das Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht», schrieb Remo Largo irgendwann zwischen diesen beiden Elterngenerationen, um dieser Entwicklung entgegenzuwirken. Largo starb 2020. Liebe Eltern, wenn ihr für 2021 einen Vorsatz braucht: Hört auf ihn!
Dr. Stefan Müller-Altermatt durchlief sämtliche Stufen des Bildungssystems, würde dasselbe aber niemals von seinen Kindern verlangen.