Auf meiner Terrasse liegt ein Schümli Schnee. Ich nutze es allmorgendlich für eine Kneipprunde. Barfuss durch den Schnee stapfen und dann mit eiskalten Füssen in die warme Stube rein. Ein Schneebad – belebend! Später am Tag dann eine Runde durch den verschneiten Wald drehen. Die frische Luft atmen, die Natur spüren. Ein Waldbad – inspirierend. Am Abend ein duftendes Schaumbad – beruhigend. Ich mag baden in allen Formen und besonders den wohltuenden Effekt auf meine Psyche. In diesen Tagen bade ich auch oft in Gefühlen. Und in Erinnerungen an «alte Zeiten», als man sogar noch in der Menge baden konnte. Dann frage ich mich, wie es soweit kommen konnte, dass wir uns in unseren Häusern verschanzen. Soziale Kontakte aufs Minimum – und in vielen Fällen noch weniger – beschränken. Es scheint, als gäbe es nur eine Variante und das ist die der Abkapselung, Begrenzung, Schliessung.
Auch ich mache mir Sorgen um allerlei. Auch ich will nicht krank werden und noch viel weniger jemanden anstecken. Ich wünsche mir einfach mehr Handlungs-Varianten als «Shutdown». Solche, die langfristig umsetzbar sind. Die Perspektiven schaffen, unsere mentale Gesundheit und die Evidenz der Gemeinschaft berücksichtigen. Varianten, die uns mit dem Virus arrangieren lassen, statt uns vor ihm zu verstecken. Es ist hier und bleibt es wohl auch. In meinen kühnsten Träumen badet es alltäglich mit. Im Restaurant, im Hotel, im Theater – sofern es denn solche Orte noch geben wird – und lässt uns dennoch in Würde und Freude leben.
Martina Flück – badet täglich irgendwo, am liebsten in Zuversicht.