Eine Spontanidee, viele kreative Macherinnen und Macher und schon ist in Balsthal in wenigen Wochen eine cliquenübergreifende «Fasnachtszytig» entstanden. Ab dem Schmutzigen Donnerstag, 11. Februar, gibt es sie bis am 17. Februar in der Raiffeisen-Bank zu kaufen.
Ganz lassen sich Balsthaler Cliquen die Fasnacht von Corona nicht nehmen. «Lasst uns doch was zusammen machen», hiess es Ende letztes Jahres von zwei Macherinnen der Diudäppeli-Clique, die beim Schnitzelbankschreiber der Macarenas, Lorenz Freudiger, nach einem Mitstreiter suchten. Freudiger war gleich Feuer und Flamme und gewann weitere Vertreter von diversen Cliquen und das Fasnachtskomitée Balsthal für eine Zusammenarbeit. So entstand die Idee einer Fasnachtszeitung.
Spontane Zusammenarbeit
«Ich war positiv überrascht über die tolle Zusammenarbeit, die ziemlich schnell entstanden ist. Wir Balsthaler Fasnächtler kennen uns natürlich seit Jahren, die Cliquen sind aber in der Regel sonst jede für sich», so Freudiger. Deshalb habe das Projekt Fasnachtszeitung in seinen Augen erstaunlich gut funktioniert. Für die Organisation brauchte das zusammengewürfelte Team aus Vertretern der sieben Cliquen Aphronixe, Chnuppesager, Diudäppeli Clique, Fasnachtskomitée Balsthal, Macarenas, Rocker vom Hocker und Sack Zemänt lediglich eine Videokonferenz. Dann seien auch die wichtigsten Dinge diskutiert und festgelegt worden. «Und seither hat das Ganze eine schon fast unheimliche Eigendynamik angenommen.» Alle Cliquen erhalten tatkräftige Hilfe in ihren Kreisen, so dass insgesamt 30 bis 40 Leute beim Projekt involviert sind.
Die Pflicht, zu kommentieren
Diese Motivation ist eigentlich nichts Erstaunliches, denn bei den Fasnächtlern geht es an der Fasnacht nicht nur ums festliche Zusammensein. Für viele geht es um viel mehr. «Wir haben auch die Aufgabe, das Geschehen im Dorf übers Jahr zu beobachten und den verschiedenen Playern auf die Finger zu schauen.» In der fünften Jahreszeit kommt mit den Schnitzelbänken und den verschiedenen Mottos dann die Abrechnung. Deshalb wird die Fasnachtszeitung diese auch beinhalten. «Auch im Jahr 2020 haben sich einige einfach zu viel erlaubt, als dass man es einfach unkommentiert stehen lassen könnte», sagt Freudiger schelmisch lachend. Er verfasst selber seit Jahren Schnitzelbänke. Auch dieses Jahr.
Crossmedial ausgetobt
Jede der sieben beteiligten Cliquen trägt eine bis zwei Seiten zur Zeitung bei. Bei Freudiger kommen nun alle Fäden zusammen. Als gelernter Polygraf stellt er die Seiten layouttechnisch zusammen, um sie der Druckerei zu übergeben. Eini ge Cliquen haben sich auch crossmedial ausgetobt, das heisst, über die Zeitung wird es auch Verbindungen zu anderen Medien geben, zum Beispiel via QR-Code.
Bank als sichere Verkaufsstelle
So weit, so gut, aber die kreative Fasnachtszeitung muss auch unter den aktuellen Umständen irgendwie an ihre Leserinnen und Leser kommen. Marktstände sind ja keine erlaubt. «Eine Lösung zu finden, war eine Herausforderung», sagt Freudiger. Schliesslich fanden sie mit der Raiffeisenbank Balsthal einen geeigneten Partner. Ab dem 11. Februar liegt die Fasnachtszeitung bei der Filiale in Bals thal auf. Dort kann sie direkt gekauft werden. Zahlen kann man den Betrag, den man für angemessen hält. Wer nicht mobil ist oder sich in Quarantäne befindet, den beliefern die Fasnächtler sogar nach Hause (Anmeldung unter 079 359 48 42).
Mit den Einnahmen versuchen die Cliquen, die Kosten zu decken. Zu kaufen gibt es online zudem die aktuelle Fasnachtsplakette, deren Sujet wie die aktuelle Pandemie in die Balsthaler (Fasnachts-)Geschichte eingehen wird.