Tanzschule-Inhaberin Denise Baumgartner im leeren Tanzstudio in Oensingen. Trotz der widrigen Umstände bleibt sie dran.

Tanzlos aufgeben ist keine Option

Mit einem Video fordern Tanzschaffende politische und finanzielle Anerkennung

In einem Tanzvideo äussern sich Tanzschulen-Inhaberinnen zu den aktuellen Einschränkungen. Auch Denise Baumgartner von der Oensinger Tanzschule «Dance Art Academy». Sie sagt auch, warum Tanzen genau jetzt besonders wichtig und sinnvoll wäre.

«Es ging alles relativ schnell», sagt Denise Baumgartner, Tanzlehrerin und Inhaberin der Tanzschule «Dance Art Academy» in Oensingen. Nachdem sie von ihrer Kollegin und Tanzschule-Inhaberin Alanah Moergeli für ein Video-Statement angefragt wurde, stand ziemlich schnell der Termin für den Drehtag an. In einem Tanz-Video zeigen sich verschiedene Tanzlehrerinnen sowie Tänzerinnen und Tänzer in Solothurn und äussern ihre Gedanken und Wünsche zu den aktuell herrschenden Einschränkungen. Ziel des Videos ist aufzuzeigen, wie vielfältig und wichtig sie als soziale und kulturelle Akteure sind. Sie rufen damit auf, die entsprechende politische und finanzielle Anerkennung zu erhalten.

Späte Antwort der Behörden
Auch Denise Baumgartner spricht im Video und äussert ihre Enttäuschung. Vor allem im zweiten Lockdown sei die Informationspolitik der Behörden sehr schlecht gewesen. «Wir wussten lange nicht, dass wir Tanzschülerinnen und -schüler bis 16 Jahren im Studio unterrichten dürfen. Diese Information fehlte uns einfach», sagt Baumgartner. «Es war sehr schwierig herauszufinden, was jetzt gilt. Wir hatten zwar die Vorgaben vom Bund und von der Tanzvereinigung, aber schliesslich zählen die kantonalen Verschärfungen. Deshalb waren wir auf genaue Angaben angewiesen.» Mündlich habe man ihr keine genaue Auskunft geben wollen. Und der Verweis auf die Webseite half ihr nicht weiter. Auf ihre Mailanfrage habe sie erst rund drei Wochen später die entscheidende Antwort erhalten.

«Zu unserem Glück hatten wir schon im März immerhin auf Online umgestellt und konnten so unser Tanzangebot digital und ohne Unterbruch zu unseren Schülerinnen und Schülern bringen.» Es mache natürlich aber einen riesigenUnterschied, eingeengt in einem Zimmer vor einem Bildschirm zu tanzen oder in einem grossen Raum. Als einige Jugendliche unter 16 Jahren ins Studio zurückkehren konnten, waren sie so glücklich und dankbar darüber, dass sie sich ohne Gejammer selbstverständlich an alle Sicherheitsmassnahmen gehalten haben. Sie tanzen mit Maske und jede und jeder verlässt seinen am Boden vormarkierten Bereich nicht. «Die Einschränkungen spielen ihnen keine Rolle, sie sagen ‹Hauptsache, wir können tanzen.›»

Tanz als Gesundheitsförderung
Tatsächlich ist Tanzen vor allem für Jugendliche ein sehr wichtiges Instrument, um das eigene Körpergefühl zu verbessern und Selbstvertrauen aufzubauen, wie Baumgartner sagt. «Das ist in den jungen Jahren entscheidend für eine gesunde Entwicklung.» Und auch Erwachsene würden vom Tanzen profitieren können. «Tanzen fördert generell die Gesundheit. Und das wäre ja in der aktuellen Zeit besonders wichtig.»

Deshalb bleiben Baumgartner und einige ihrer Tanzschul-Kolleginnen im ganzen Kanton dran. Nicht nur für ihre Schülerinnen und Schüler, sondern auch, um ihren Betrieb als Einzelunternehmen aufrecht zu erhalten. «Tanz gehört offiziell weder zu Kultur noch zu Sport. Wir erhalten deshalb keine Unterstützung», sagt Baumgartner. Für die wenigen Tanzlehrenden im Betrieb konnte sie immerhin Kurzarbeit beantragen.


Aufwand bleibt gleich
Viele Kunden hätten das Gefühl, dass die Online-Stunden weniger Wert haben und weniger aufwendig für die Lehrer sind. Die laufenden Kosten für das Studio und der Aufwand für die Stunden bleiben aber gleich. Dazu kommen zusätzliche Kosten. Um die bestmögliche Videoqualität zu produzieren, musste Baumgartner zum Beispiel in eine entsprechende Ausrüstung investieren.

Trotzdem: «Jedes Mal, wenn wir nur online tanzen können, verliere ich Kunden.» Aus diesem Grund kommt es für Einzelunternehmen wie für die «Dance Art Academy» auf jeden Tag an, an welchem Schülerinnen und Schüler im Studio trainieren können. «Eine Anzahlbeschränkung würde uns schon sehr helfen. Dann könnten auch junge Erwachsene über 16 Jahren wieder tanzen.» Viele schätzen Baumgartners Engagement und sprechen ihr Mut zu. «Es tut gut, so viele positive Rückmeldungen zu erhalten.»

Kontrolle einen Tag nach Publikation
Obwohl sich die aktuelle Situation voraussichtlich noch ein bisschen in die Länge zieht, lässt sie sich nicht unterkriegen. Nicht einmal von Überraschungskontrollen der Behörden. Nur einen Tag nach den ersten Medienberichten über das Video wurde bei der «Dance Art Academy» eine Grosskontrolle durchgeführt. «Ich habe natürlich alle Punkte erfüllt und kriegte sogar ein Kompliment», so Baumgartner, die dank ihren tollen Helfenden und Mitgliedern zuversichtlich in die Zukunft schaut.

Text: ONS & Bild: ZVG