Kürzlich beim Winterwandern. «Da machst du es dir jetzt aber einfach!», sagte vor uns ein Mann zu (s)einer Frau. Anstatt weiter auf dem flachen Feldweg zu gehen, der gerade eine Schlaufe machte, nahm sie eine Abkürzung über das schneebedeckte Hügelchen dazwischen und kam auf der anderen Seite wieder auf den Weg zurück.
Klar, der Mann hatte den Satz mehr zum Spass gemeint. Trotzdem hallten die Bemerkung und das Bild dazu in meinem Kopf noch Stunden später nach. Ich habe die leise Vermutung, dies hat mit den vergangenen zwölf Monaten zu tun, die bekanntlich oft ja weder «weggetreu» noch «einfach» vonstatten gingen. Wenn jemand momentan also findet, man könne es sich zu einfach machen – und sei es in einem noch so unschuldigen Zusammenhang wie oben – dann möchte jede Faser in mir schreien: «Und ob wir es uns jetzt einfach machen sollten!» Nehmen wir alle Abkürzungen, die wir nur können – sowohl die physischen wie die psychischen. Will heissen: Dann kaufen wir halt eine Woche lang nur Tiefkühlgemüse, wenn wir so schneller wieder aus dem Laden kommen, als an der Frischtheke zu vielen Leuten zu oft ausweichen zu müssen. Ist gesünder für die Nerven und die Haut unter der Maske. Oder dann sagen wir halt dem Onkel X beim nächsten Telefonanruf gleich am Anfang, dass wir heute nicht über Corona sprechen möchten, als aus lauter Höflichkeit seine fünfzehnminütige Wutrede anzuhören. Obwohl wir wissen, dass sie uns nicht gut tut. Machen wir es uns einfach. Uns zuliebe.
Sabrina Glanzmann findet, die Frau machte es sich gleich doppelt einfach: Sie nahm den kürzeren Weg, der erst noch aufwärts ging. Aufwärts wie hoffentlich der Frühling 2021.