Vier Monate sass sie mit ihren beiden kleinen Söhnen und dem Mann im Homeoffice in einer Zweizimmerwohnung und durfte maximal einmal täglich kurz raus. Und auch das nur in einem bestimmten Radius ums Haus und mit Begründung. Das erzählte mir kürzlich Claudia aus Australien via Skype. In ihrer Stadt läuft das Leben mittlerweile wieder in geordneten Bahnen. Sie mache sich aber Sorgen um die Situation bei uns, sagte die Auslandschweizerin. Und ja, es sei hart gewesen, so lange eingeschränkt, oder eher eingesperrt zu sein.
Ich kann das verstehen. Seit bald einem Jahr verzichte ich auf vieles, was mir wichtig ist. Praktisch keine Treffen mit Familie oder Freunden, keine Essen auswärts, keine Kinobesuche, kein Boxtraining, keine ausgelassenen Spontanpartys mit Kollegen. Mein Snowboard rostet im Keller vor sich hin und mein Reisekoffer liegt auf dem Schrank, zwischen dem verstaubten einzigen Paar Stöckelschuhe, die ich besitze und Tickets von Konzerten, die abgesagt wurden.
Auf einiges verzichte ich gezwungenermassen, auf anderes ganz bewusst, in erster Linie aus Rücksicht auf mein Umfeld. Wenn ich dann im Fernsehen dichte lange Menschenschlangen vor Skiliften sehe, dann lüpft es mir wirklich den Hut. «Was habt ihr nicht verstanden? Wollt ihr ernsthaft noch einen dritten Lockdown?», würde ich immer öfters gerne unter die hübschen Ferienbilder in den sozialen Medien schreiben. Stattdessen laufe ich eine Runde im Park. Immerhin diese Freiheit habe ich im Gegensatz zu meiner Kollegin Claudia immer gehabt.
Nora Bader ist Journalistin und würde sich freuen, wenn sie irgendwann wieder Artikel schreiben könnte, die nichts mit Corona zu tun haben.