Eine Umfrage zeigt: An das räumliche Leitbild und die Ortsplanung von Olten werden ganz unterschiedliche Ansprüche und Erwartungen gestellt. Auch die vom Oltner Stadtrat berufene Echogruppe in Sachen räumliches Leitbild und Ortsplanung ist von der Pandemie gebremst worden: Veranstaltungen mit der Bevölkerung gingen ebenso wenig über die Bühne wie geplante Workshops. Nun liegt immerhin das Ergebnis einer Umfrage vor, die Ende Jahr bei den Mitgliedern der Gruppe gemacht worden war. Das wenig überraschende Fazit: Die Vorstellungen über das Olten von morgen klaffen auseinander.
Für die derzeit laufende Erarbeitung des räumlichen Leitbilds der Stadt Olten und dessen Akzeptanz sind die Rückmeldungen aus der Bevölkerung und von zentralen Akteuren und Stakeholdern von grosser Bedeutung.
Die Durchführung von offenen Veranstaltungen mit der Bevölkerung wurde bisher von der Corona-Pandemie verunmöglicht; daher wurde eine vom Stadtrat berufene Echogruppe breiter aufgestellt als ursprünglich geplant, von Kommissionen und politischen Parteien bis zu Vereinen, Verbänden und Interessengruppen. Auch mit der Echogruppe konnten jedoch bisher die ursprünglich geplanten Workshops mit Kleingruppendiskussionen nicht durchgeführt werden. Stattdessen wurden die Inhalte zu den Themen Siedlungsentwicklung, Stadtstrukturen, Standortentwicklung, Mobilität und Verkehr sowie Freiraum und Stadtklima in Form einer Präsentation aufbereitet, die im vergangenen November an einer Videokonferenz vorgestellt und diskutiert wurde. Im Anschluss wurden die Mitglieder der Echogruppe um eine schriftliche Rückmeldung per Online-Fragebogen gebeten.
Die Ergebnisse der Umfrage bei der Echogruppe liegen mittlerweile vor. Ein überwiegender Teil der Stellungnahmen fiel dabei positiv aus: Die vorgestellten Themen und Stossrichtungen stiessen grundsätzlich auf grosse Zustimmung. Die Auswertung der ebenfalls möglichen Kommentare förderte indessen zahlreiche zusätzliche Themen und teilweise divergierende Meinungen zutage. Die Rückmeldungen zeigten nicht unerwartet, dass vielfältige Ansprüche und Erwartungen an das räumliche Leitbild und die Ortsplanung als Ganze gestellt werden.
Klima und Mobilität als neue Themen
Konkret wurde angeregt, auf der Basis des bestehenden Leitbilds der Stadt Olten aus dem Jahr 2008 weiterzufahren, dieses aber mit Themen wie Klima, Biodiversität, nachhaltiger Verkehr, öffentliche Freiräume oder Weiterentwicklung der Arbeitsplatzgebiete anzureichern. Punkto Bevölkerungsentwicklung wird ein mittleres Szenario mit einem Wachstum bis 2045 auf gut 22 000 Einwohnende angestrebt. Dieses soll primär in gut erschlossenen Gebieten stattfinden. Entwickelt werden soll insbesondere das Gebiet Kleinholz, während zu den Ge bieten Fustligfeld und Im Grund unterschiedliche Meinungen bestehen und die Mehrheit der Rückmeldungen das Gebiet Bornfeld Süd/Bogenrain in der Reserve belassen möchte.
Was die Stadtstruktur angeht, setzten die Teilnehmenden in der historischen Kernstadt und in den Gartenstadtquartieren auf Substanzerhalt und Aufwertung des öffentlichen Raumes. In den äusseren Zentrumsgebieten und im Wilerfeld ist die Steigerung der Wohn- und Aufenthaltsqualität das zentrale Thema. Neben dem Wohnstandort wollen die Teilnehmenden Olten auch als wichtige Arbeitsplatzgemeinde mit rund 21 500 Beschäftigten weiterhin fördern. Eine Nutzungstransformation wird für Arbeits- und Mischquartiere wie Rötzmatt und Bahnhof Nord angestrebt; massgebend sind dabei die Verkehrsanbindung, die Nutzungsdurchmischung, eine Vielfalt von Gewerbeformen und eine urbane Umgebungsqualität. In diesem Sinne sollen auch im Industriegebiet Nord Gewerbeformen mit höherer Wertschöpfung geprüft werden; einer Öffnung dieses Gebiets für Wohnnutzungen stehen aber die meisten Rückmeldungen kritisch gegenüber, ist doch Industrieland für Neuansiedlungen an guter Lage rar.
Wenig differenzierend sind die Ergebnisse, was die zu fördernden Wohnungssegmente angeht: Familienhaushalte, Wohnen im Alter und spezielle Wohn- und Arbeitsformen stehen hier im Vordergrund. Ermöglicht werden soll ein breites Angebotsspektrum; als Massnahmen gegen die Zersiedelung steht die Erhöhung der Ausnützungsziffer an geeigneten Orten zur Diskussion. Weitere zu klärende Themen sind unter anderem die Einflussnahme der öffentlichen Hand durch eine aktive Bodenpolitik, genossenschaftlicher Wohnungsbau sowie die Anbindung wesentlicher urbaner Räume wie Rötzmatt und Olten SüdWest.
Akzent auf Stadtquerungen
Beim Bereich Mobilität und Verkehr sind aufgrund der Rückmeldungen alle Verkehrsmittel mit dem Ziel einer guten Erreichbarkeit in die weiteren Überlegungen einzubeziehen. Prioritär zu behandeln ist indessen die Verbesserung der Stadtquerungen; speziell zu fördern sind der öffentliche Verkehr sowie der Fuss- und Veloverkehr. Und auch der Umgang mit oberirdischen Parkplätzen, sei es durch Verlagerung oder durch Reduktion, und die Nutzung der dadurch entstehenden Räume werden noch für Gesprächsstoff sorgen.
Apropos Räume: Stossrichtungen zur Aufwertung bestehender und Schaffung neuer Freiräume oder Begegnungsorte werden in den Rückmeldungen stark unterstützt. Dabei geht es nicht nur um die Gebiete innerhalb des Siedlungskörpers, sondern auch um diejenigen darum herum. Durchwegs auf Zustimmung stossen auch klimaangepasste Siedlungsstrukturen durch Begrünungsmassnahmen sowie nachhaltige Mobilität und Energie.
Die Rückmeldungen der Echogruppe bilden zusammen mit einem umfangreichen Grundlagenbericht mit fachlichen Analysen die Ausgangslage für die Weiterbearbeitung des räumlichen Leitbildes. Die Echogruppe wird zu dessen Entwurf erneut Stellung nehmen können. Vorgesehen ist zudem auch die Mitwirkung der breiten Bevölkerung; deren Umfang wird im Wesentlichen vom Stand der Corona-Pandemie bestimmt. Um die nächste Jahreswende herum soll dann das räumliche Leitbild dem Parlament zur Genehmigung unterbreitet werden.