Die 32-jährige Lucille Solomon aus Neuendorf hat unter dem Thema «Tiere in der Stadt» Briefmarken-Sujets entworfen, welche nun von der Schweizerischen Post in einem Wettbewerb als Sieger auserkoren wurden. Ein Einblick in den Entstehungsprozess der Sonderserie.
Ein Fuchs, ein Hermelin, ein Maulwurf und eine Waldmaus – diese Sujets wünschte sich die Schweizerische Post für eine Briefmarken-Sonderserie mit dem Thema «Tiere in der Stadt». Mit diesen Angaben machte sich Mitte vergangenen Jahres die wissenschaftliche Illustratorin Lucille Solomon an die Arbeit und wählte für die Kulisse ihrer Sujets zwei Städte im Kanton Solothurn.
«Ein Maulwurf mit einer Grossstadt im Hintergrund hätte einfach nicht gepasst», sagt Solomon, die ursprünglich aus einem Zürcher Vorort stammt. Vor sechs Jahren folgte sie ihrer Liebe nach Neuendorf und entdeckte für sich einen wunderbaren Wohnort, wie sie selber sagt. «Ich schätze die Nähe zur Natur sehr», sagt die Illustratorin, die auch in normalen Zeiten, wenn keine Pandemie herrscht, meist im Home Office arbeitet.
In Olten und Solothurn unterwegs
Als sie sich nach einer passenden Umgebung für ihre Sujets umsah, kamen ihr gleich die hübschen Städte an der Aare, Olten und Solothurn, in den Sinn. «In den Städtchen Olten und Solothurn, die immer wieder schöne Naturflächen bieten, konnte ich mir die verschiedenen Wildtiere auch sehr gut vorstellen», sagt Solomon, die neben ihrer freiberuflichen Tätigkeit in einem fixen Pensum als Polygrafin und als wissenschaftliche Illustratorin für einen Schönheitschirurgen arbeitet.
Für den Wettbewerb der Schweizerischen Post war sie in Olten und Solothurn unterwegs und liess sich von verschiedenen Plätzen inspirieren. Dabei fotografierte sie für ihre Bildvorlage ganz konkrete Orte, an welchen die Tiere effektiv anzutreffen sein könnten. Die Bildhintergründe existieren also wirklich als mögliche Lebensräume der jeweiligen Tiere.
So zieht auf den Bildern ihrer Briefmarken der Fuchs durch das üppig begrünte Areal der Berufsfachschule Solothurn, die Waldmaus schaut aus einer Dachrinne auf das Geschehen der Altstadt von Olten, der Maulwurf späht von seinem Hügel auf eine der Rasenflächen rund um das Kunstmuseum Solothurn und das Hermelin macht kurz Halt auf einer wildbewachsenen Mauer am Stadtrand von Olten. Durch die verschiedenen Lebensräume veranschaulichen die Sujets, wie unterschiedlich die Ansprüche von Wildtieren an den Siedlungsraum sind.
Absprache mit Expertin
«Die grösste Herausforderung war, die Tiere im richtigen Verhältnis in der passenden Umgebung zu zeichnen», sagt Solomon. Auch bei diesem Auftrag habe sie einiges gelernt: «Mir war gar nicht bewusst, wie klein ein Maulwurf tatsächlich ist.» Das merkte sie, als sie die Kleeblätter dazu zeichnen musste. «Grundsätzlich war es nicht einfach, so kleine Tiere so zu platzieren, dass man noch einen aussagekräftigen Hintergrund abbilden kann.»
Spannend war für die Illustratorin auch die Absprache mit einer Expertin, welche die genaue Gattung der gewünschten Tiere definierte und Solomons Skizzen jeweils auch naturwissenschaftlich absegnete. «Manchmal sind Details wirklich entscheidend – auch wenn sie noch so klein sind.» Ziel dabei war, jeweils die genauen Gattungen zu zeichnen, die in der ausgewählten Region tatsächlich ihren Lebensraum haben.
Als die grösste Arbeit getan war, musste nur noch der Gewinner oder die Gewin nerin auserkoren werden. Solomon wusste lediglich, dass auch zwei andere Illustratoren am Wettbewerb teilgenommen hatten. «Ich hatte keine Ahnung, wer in der Jury sass, wer meine Konkurrenten waren und was sie eingereicht hatten. Ich konnte meine Chancen überhaupt nicht einschätzen.» Umso schöner war es deshalb für sie, als die gute Nachricht kam. «Es war ein grosse und wunderschöne Überraschung», erinnert sich Solomon, die sich noch heute über den speziellen Auftrag freut.
Überraschung für Empfänger
Als Siegerin durfte sie zudem eine zusätzliche Illustration machen und einen Stempel entwerfen. Wenn sie heute ihr Ansichtsexemplar in den Händen hält, macht es sie schon ein bisschen stolz, ihre Zeichnungen und ihren Namen auf den Briefmarken zu sehen. «Wobei mir bewusst wird, dass sich die wenigsten auf den Autorennamen achten», sagt sie lachend. Dafür wird es umso lustiger, wenn es jemandem auffällt, der sie kennt und nichts vom Projekt wusste. «Das wird dann vielleicht auch für die Person ein schöne Überraschung», sagt Solomon, die sich einfach darüber freut, ihre Werke im Umlauf zu wissen.
Sie werde ihre Briefmarken ganz bewusst verwenden. «Nicht für den alltäglichen Briefverkehr, aber für spezielle Briefe werde ich sie sicherlich auch mal einsetzen.» Die Sonderserie der Post mit den vier Motiven gibts seit dem 4. März in jeder Postfiliale und online unter postshop.ch zu kaufen.