Die Gesellschaft Oltner Kabarett-Tage zeichnet mit dem diesjährigen Schweizer Kabarett-Preis «Cornichon » den Kabarettisten und Satiriker Andreas Rebers aus. Das Festival selber musste abgesagt werden.
In einem Interview antwortet Andreas Rebers auf die Frage «Kabarett als Weckruf? »: «Ja, warum nicht? Aber das verkauft sich nicht. Kabarett ist opportunistisch geworden.» Diese Aussage kann sich ein Kabarettist erlauben, der weit weg von Mainstream oder Opportunismus agiert. Vielmehr verunsichert und verwirrt Rebers sein Publikum. Natürlich lacht dieses schon auch bei einem Auftritt von ihm, aber selten das ganze Publikum gemeinsam. Einigen bleibt das Lachen im Hals stecken. Weil Rebers das, was er sagt, auch ernst meint.
Kabarett der radikalen Mitte
Und so fragt man sich als Besucher gezwungenermassen, wo steht Rebers eigentlich, was ist seine Haltung? Der Kabarettist selber dazu: «Ich mache Kabarett der radikalen Mitte. Mit dieser Haltung bekommen die Ränder immer ihr Fett weg – und das auf beiden Seiten. » Und nachdem Rebers wenig Lust auf Kompromisse hat, sondern viel eher auf Provokation und Spott, ist es für die Angesprochenen nicht immer leicht, dies auf die leichte Schulter zu nehmen. Umso weniger als der Mann meistens die richtigen Fragen stellt, halt vielleicht einfach zur falschen Zeit.
Die legendäre «Bergpredigt»
Andreas Rebers ist 1958 in Niedersachsen geboren und hat sein erstes künstlerisches Betätigungsfeld in einer Stimmungskapelle auf Schützenfesten gefunden. Seine kabarettistische Laufbahn hat so richtig 1996 bei der Münchner Lach- und Schiessgesellschaft begonnen. Da ist er dann auch drei Jahre als festes Ensemblemitglied aktiv gewesen. In der Zwischenzeit hat Rebers über 20 Soloprogramme gespielt. Mit der «Bergpredigt» produziert er seit 2013 eine legendäre Produktion auf der Jagdhütte zusammen mit Helmut Schleich oder Monika Gruber.
Und zu Recht hat Andreas Rebers auch sehr viele renommierte Preise erhalten, etwa den Prix Pantheon, den Salzburger Stier, den Deutschen Kleinkunstpreis oder den deutschen Kabarettpreis. Andreas Rebers ist auch schon dreimal an den Kabarett-Tagen aufgetreten, zum letzten Mal 2018 mit seinem Programm «Amen». Sein neuestes Programm heisst «Ich helfe gerne». Wieder macht er sich zornig und kämpferisch über aktuelle Themen her. Manchmal sanfter, meistens ziemlich diabolisch. Auch wenn er dazu Akkordeon oder Klavier spielt, nimmt das seinen Gedanken nicht die Spitze. Im Gegenteil, seine Bilder werden noch pointierter, noch entlarvender.
Auch die Oltner Kabarett-Tage müssen kapitulieren
Es handle sich leider um keinen 1. Aprilscherz und sei auch das Gegenteil von lustig, beschieden die Oberen der Oltner Kabarett-Tage am Wochenende sicherheitshalber gleich auf verschiedenen medialen Kanälen. Sprich: Das Festival, das vom 28. April bis 8. Mai über die Bühne gegangen wäre, findet wegen der Pandemie und ihren Begleiterscheinungen in diesem Jahr nicht statt.
Kleiner Trost für Kabarettfans: Die Festivalmacher wollen es sich nicht nehmen lassen, einige ausgesuchte Programmteile wie die Preisverleihung und die Turmrede via Livestream durchzuführen. Details zu diesen Ideen sollen ab Mitte April auf der Website kabarett.ch und in den digitalen Kanälen vorgestellt werden. Weiter geplant sind in den Monaten Oktober und November auch einige Vorstellungen aus dem Programm 2021, frei nach dem Motto: «Wir sind zuversichtlich und mit unverbesserlichem Optimismus unterwegs», wie es in der Mitteilung an die Medien heisst. Deshalb freue man sich auf einen «schönen Kulturherbst».