«Im Namen Gottes des Allmächtigen!» So brüllen die Kreuzritter in den verstaubten Hollywood-Streifen, ehe sie sich ins Schlachtgetümmel werfen. So beginnt aber auch unsere Bundesverfassung. Mit der «Invocatio Dei», der Anrufung Gottes. Inklusive Ausrufezeichen.
Nun wollen einige meiner Parlamentskollegen diesen Gottesbezug abschaffen. Er sei «hochmütig und anmassend ». Schliesslich könne niemand beim Erlass eines Rechtstextes im Namen Gottes sprechen.
Nun bin ich ja Teil jener Behörde, die Rechtstexte erlässt. Im Namen Gottes tue ich das tatsächlich nicht. Aber ich tue es auch nicht in meinem Namen. «Hochmütig und anmassend» fände ich es nämlich, wenn ich die auf eben dieser Verfassung basierenden Gesetzestexte mitschreiben würde in der Meinung, ich selber sei das Mass aller Dinge.
Ich sollte letztlich doch mit Vernunft Gesetze erlassen. Und dann kann ich ganz unreligiös mit Erich Fromm argumentieren: Vernunft ist die Fähigkeit, objektiv zu denken. Und die der Vernunft zugrundeliegende emotionale Haltung ist die Demut. Damit wir vernünftige Gesetze für dieses Land erlassen, braucht es unter der Bundeshauskuppel, ob man nun religiös ist oder nicht, also nicht eine Debatte über den Gottesbezug in der Verfassung. Es braucht schlicht und einfach Demut – Herrgott nochmal!
Stefan Müller-Altermatt ist überzeugt, dass dies – Gott sei Dank – eine kurze Debatte sein wird.