Wie hatte ich mich nach einer Reise gesehnt – seit Monaten. Aus bekannten Gründen verzichte ich eigentlich nach wie vor darauf. Nun kam es am Wochenende anders. Zwar nicht ferienhalber, sondern beruflich reiste ich ins Wallis, für eine Reportage. Und so komisch das klingen mag, es fühlte sich an wie früher, am Tag vor der Schulreise. Feinsäuberlich legte ich Kamera, Sonnenbrille, Proviant und Schreibzeug bereit. Ich putzte sogar meine Wanderschuhe.
Die Anreise verlief reibungslos. Die Interviews, Foto- und Videoaufnahmen machten viel mehr Spass als über den Bildschirm im Homeoffice. Seit langem fühlte ich wieder, weshalb ich meinen Job mag. Es ist der Kontakt mit unterschiedlichsten Menschen und ihren Eigenheiten. Glücklich machte ich mich also abends wieder auf den Rückweg, im Rucksack ein vollgekritzelter Notizblock und viele Bilder auf der Kamera.
Doch dann der erste Schreck: Ich hatte meine Sonnenbrille auf einer Alp liegengelassen. Der Interviewte versprach mir am Telefon, sie zu suchen. Nun realisierte ich, dass ich über die Aufregung mit der Sonnenbrille auch meine Kamera vergessen hatte, im Auto einer Kollegin, die zufälligerweise ebenfalls für ein Interview angereist war. Meine Kamera wartet nun im Medienzentrum des Bundeshauses auf mich, die Sonnenbrille lag im Briefkasten.
Ja, ich bin es wirklich nicht mehr gewohnt, zu reisen. Es ist an der Zeit, dass wieder Normalität einkehren kann.
Nora Bader aus Laupersdorf ist Journalistin in Basel.