Die 34. Edition der Oltner Kabarett-Tage war in der Tat nicht eine klassische Edition. Zumindest für die Preisübergabe des Cornichons an Andreas Rebers und für die Turmrede war das Publikum in Olten vor Ort dabei.
Die 34. Oltner Kabarett-Tage begannen wie üblich mit der Verleihung des Schweizer Kabarettpreises «Cornichon». Aus bekannten Gründen endet hier die Aufzählung der üblichen Events. Nur zwei der rund 30 geplanten Vorstellungen wurden durchgeführt, und die auch lediglich als Live-Stream im Internet. Eine Durchführung des Festivals als reiner Online-Event stand nicht zur Debatte. Zu sehr ist Kabarett auf Reaktionen aus dem Publikum angewiesen.
Seit Monaten erstmals mit Publikum
Am vergangenen Mittwoch wurde der Kabarettpreis Cornichon an den Deutschen Andreas Rebers überreicht. Die Veranstaltung wurde via Live-Stream im Internet übertragen. Rebers zeigte eine verkürzte Version seines aktuellen Programms «Ich helfe gern». Auch wenn es in der «Schützi» nur wenige Leute hatte, war dies sein erster Auftritt vor Publikum seit Monaten.
Wie gewohnt bissig nahm er sich aktuelle Ereignisse vor: «Der Inzidenzwert für Korruption im Bundestag soll jetzt vierstellig sein. Warum nicht, Masken sind auch nur ein Geschäft.» Und wenn der Gesundheitsminister verkündet, dass wir den Krieg gegen das Virus nur mit gesundem Menschenverstand gewinnen können, ist Rebers pessimistisch: «Ich denke, die meisten Deutschen sind unbewaffnet. »
Messerscharfe Analyse
Die Laudatio für den Gewinner hielt Matthias Deutschmann. Auch er ist ein in Olten gern gesehener Kabarettist. «Heute Abend wird ein unabhängiger Geist geehrt, und da hat die Jury mit Andreas Rebers das grosse Los gezogen», laudierte Deutschmann. «Er verkörpert das Beste, was Kabarett zu bieten hat: Messerscharfe Analyse, pointierte Texte, erzählerische Qualität, hohe Musikalität, Spielwitz und Angriffslust.» Im Rahmen einer kleinen Feier wurde am Tag danach auch das Portrait von Rebers am Quai Cornichon enthüllt. Wie die bisherigen wurde auch sein Profilbild vom Oltner Werner Nydegger gestaltet.
Christ und die Rechte der Frauen
Die Turmrede von Kabarettistin und Slam-Poetin Lisa Christ fand wie geplant am Samstag statt. Sie wurde erstmals live im Internet übertragen.
Lisa Christ kennt die Kabarett-Tage gut. Als Oltnerin ist sie quasi mit dem Festival aufgewachsen und gewann 2018 das Oltner Kabarett-Casting. Passend zum geplanten Programmschwerpunkt «Frauen» und dem vor 50 Jahren eingeführten Frauenstimmrecht, drehte sich auch die Rede von Christ um die Rechte der Frauen. Weil sie eine Frau ist, sei ihre Chance, die Turmrede zu halten, in diesem Jahr grösser, aber in allen anderen eben kleiner. «Denn ein Penis ist nämlich – auch wenn es die meisten nicht direkt mit ihm machen – ein Türöffner», wie Christ bemerkte. Aber auch lokale Themen hat sie sich vorgenommen, zum Beispiel die Schliessung des «Coq d’Or»: «Die Nachbarn freuts: Endlich können sie neben den Gleisen wieder in Ruhe schlafen.»
Die Rede kann via www.kabarett.ch auch noch nachträglich angeschaut werden.