Seit den Anfängen der Gemeindeautonomie im Jahr 1817 lag das Präsidium der Arbeiter- und Eisenbahnerstadt Olten in freisinnigen Händen. Immer, satte 196 Jahre lang, bis CVP-Mann Martin Wey vor acht Jahren die FDPPhalanx durchbrach und zum Stadtpräsidenten (bis 1993: Stadtammann) gewählt wurde. Ab 1. August wird nun erstmals ein Linker die Geschicke der grössten Stadt im Kanton Solothurn leiten: Thomas Marbet, 54, bisher Stadtrat und Baudirektor im Teilamt.
Marbet ist alles andere denn ein Linksaussen, im Gegenteil, und dass er nach der Wahl verkündet hat, er werde nicht Parteipolitik betreiben, ist wenig überraschend. Trotzdem darf man gespannt sein, ob er die Stadt «nur» verwaltet oder ob Marbet die Chance nutzen wird, sie auch zu gestalten. Denn auch wenn er bloss Teil einer fünfköpfigen Regierung ist und ihm das Gemeindeparlament auf die Finger schaut – als Stadtpräsident gibt Marbet den Takt vor, die Richtung – und ja: Er darf und soll auch mal über den Tellerrand hinaus denken, visionär sein, provozieren. Gebremst wird auch ein Stadtpräsident Marbet dann schon früh genug.