Das neue Heft «Fundort Solothurn. Geschichte aus dem Boden» gibt einen Überblick über die Archäologie des Kantons und ist zugleich Begleitbroschüre zur neuen Dauerausstellung des Archäologischen Museums Kanton Solothurn in Olten.
Unter der Federführung der Kantonsarchäologie sind 17 Kurzbeiträge entstanden, welche die wichtigsten Fakten aus 80 000 Jahren Vergangenheit des Kantons Solothurn zusammenfassen. Die Broschüre richtet sich mit ihrer gut verständlichen Sprache und vielen Lebensbildern an ein breites Publikum. Eine Übersicht der wichtigsten kulturhistorischen Museen des Kantons rundet die Publikation ab. Die Vereinigung Archäologie Schweiz hat diese Broschüre als Sonderausgabe ihrer Zeitschrift «as. Archäologie Schweiz» dem Kanton Solothurn gewidmet. Anlass dazu war die Generalversammlung der Vereinigung, die letzten Samstag nach 22 Jahren erstmals wieder im Kanton, in Olten, stattfand.
Eiszeitjäger und ihre Oensinger Höhle
Auf der Reise durch die Vergangenheit erhält die Leserschaft Einblicke in das Leben der Wildbeuter der Alt- und Mittelsteinzeit, die auf der Suche nach guten Jagdgebieten und geeigneten Rastplätzen das heutige Kantonsgebiet durchstreiften. So machten die Eiszeitjäger vor 15 000 Jahren wiederholt in der Rislisberghöhle bei Oensingen halt.
Vor 8000 Jahren vollzog sich ein grundlegender Wechsel vom Wildbeutertum zur sesshaften, bäuerlichen Lebensweise. In der Jungsteinzeit, wie die Epoche der ersten Bauern genannt wird, stand am Burgäschisee immer wieder ein Dorf. Doch es gab nicht nur Pfahlbaudörfer an den Seen, sondern auch Siedlungen auf dem Land. Besonders der Raum Olten war dicht besiedelt. Ein Grund waren die Feuerstein-Vorkommen, die im Bergwerk Chalchofen bei Olten im grossen Stil ausgebeutet wurden.
Depot- oder Hortfunde in Form von Waffen, Schmuck und Werkzeugen sind ein bekanntes Phänomen der Bronzezeit, auch im Kanton Solothurn. Die Gegenstände wurden wohl als Opfergaben für die Götter an markanten Stelle vergraben oder in einem Gewässer versenkt. In der Bronzezeit bewohnten die Menschen vermehrt auch die Jurahöhen, zum Beispiel die Balmfluh oberhalb von Balm bei Günsberg. Viele dieser Höhensiedlungen bestanden bis in die Eisenzeit, dem Zeitalter der Kelten. Die Grabhügel von Subingen und Obergösgen geben Einblicke in das Totenbrauchtum der frühen Kelten: Reich geschmückt und schön gewandet traten die verstorbenen Frauen ihre letzte Reise an.
Von den Römern bis ins Mittelalter
Im frühen 1. Jahrhundert n. Chr. legten die Römer die Grundsteine von Solothurn und Olten. Die beiden Brückenstädte waren wichtige Etappenorte an der Strasse durch das Mittelland. Das Hinterland der beiden Städte war mit einem dichten Netz von Gutshöfen überzogen. Im 4. Jahrhundert wurden Olten und Solothurn verkleinert und mit dem Bau einer Wehrmauer zu befestigten Orten, sogenannten Castra. An beiden Plätzen wurde die spätantike Befestigungsmauer in die mittelalterliche Stadtmauer integriert. Sie ist stellenweise bis heute noch sichtbar.
Über die Menschen des Frühmittelalters weiss man dank der damals gängigen Körperbestattung einiges. So auch über einen jungen Mann, der um 700 n. Chr. in Grenchen lebte. Sein Schädel war so gut erhalten, dass der bekannte schwedische Skulpteur und Archäologe Oscar Nilsson sein Gesicht nach wissenschaftlich- forensischer Methode rekonstruieren konnte.
Die Frohburg diente als Stammsitz
Die Frohburg oberhalb von Trimbach ist im Hochmittelalter der Stammsitz eines der bedeutendsten Adelsgeschlechter der Region. Die weitläufige Anlage auf dem Felsplateau verfügte über alle Elemente einer wehrhaften Burg und ist heute ein beliebtes Ausflugsziel. Vom einstigen Städtchen Altreu, an der Aare bei Selzach gelegen, ist heute lediglich der Stadtgraben noch schwach oberirdisch wahrnehmbar. Die Bodenfunde hingegen geben vielfältige Einblicke in eine ländliche Kleinstadt des 13./14. Jahrhunderts.
Solothurn hingegen war ohne Unterbruch seit der Antike bewohnt und galt im Mittelalter und in der frühen Neuzeit als wichtigste Stadt am Jurasüdfuss. Die Handwerker und Händler waren in elf Zünften organisiert, verschiedene Berufe wie Gerber oder Hafner sind auch archäologisch belegt.
Frühneuzeitliche Glashütten im Jura
Im Fokus des letzten Beitrags steht die Glasherstellung im Jura, die bis vor Kurzem nur wenig bekannt war. In Welschenrohr-Gänsbrunnen stellte die Familie Hug im 16./17. Jahrhundert hochwertiges Glas her. Dank Quellenstudien, Feldbegehungen und kleineren archäologischen Untersuchungen sind heute drei Hüttenstandorte in der Schafmatt bekannt. In jüngerer Zeit, von 1778 bis 1852, betrieb die Familie Gressly im Hinteren Guldental eine Glashütte im saisonalen Wechsel mit einer Glashütte in Bärschwil. Bei einer Sondierung wurden Teile der Werkhalle sowie des dazugehörigen Hofes, in dem die Glasbläser wohnten, dokumentiert.
Das 84 Seiten starke Buch mit 133 Abbildungen kann beim Haus der Museen in Olten für 18 Franken gekauft werden.