Stefan Ulrich, Geschaeftsfuehrer Region Olten Tourismus / Anzeiger Thal Gaeu Olten
«Es ist lohnenswert, in unserem Kanton zwei, drei Nächte zu verbringen»: Stefan Ulrich leitet nun auch die KST-Geschäftsstelle.

Mit dem Aargau auf die nationale Bühne

Stefan Ulrich, Geschäftsführer Region Olten Tourismus, leitet nun auch die kantonale Dachorganisation

Ab Anfang 2022 ist der Kanton Solothurn touristisch Teil der Ferienregion Aargau Solothurn. Und wird so endlich auch auf der Landkarte von Schweiz Tourismus sichtbar.

Für Stefan Ulrich, dem neu nebst der Geschäftsführung von Region Olten Tourismus (ROT) auch die Leitung der Geschäftsstelle der kantonalen Dachorganisation KST obliegt, ist die Zusammenarbeit mit dem Aargau ein veritabler Meilenstein: «Endlich wird unser Kanton auch bei Schweiz Tourismus abgebildet sein und wir dürfen mit dem Schweizer Schriftstellerweg und anderen solothurnischen Leuchttürmen als Teil der Organisation performen», frohlockt er. Überhaupt lässt der 43-jährige gebürtige Luzerner, der in der Region Olten heimisch geworden ist, mit selbstbewussten Tönen aufhorchen. Hiess es im Rathaus zu Solothurn jahrzehntelang, unser Kanton sei halt eben kein Tourismuskanton und die Mittel deshalb beschränkt, verkündet Ulrich im Interview mit dem Anzeiger TGO keck: «Selbstverständlich sind wir ein Tourismuskanton, den zu besuchen es sich lohnt.» Die Kooperation mit dem Aargau soll es ermöglichen, bei dessen Vermarktung einen grossen Schritt nach vorn zu machen.

Seit bald sieben Jahren ist Stefan Ulrich Geschäftsführer von Region Olten Tourismus, jetzt leitet er auch die Geschäftsstelle von Kanton Solothurn Tourismus. «Natürlich ist der Kanton Solothurn ein Tourismuskanton», verkündet der 43-Jährige selbstbewusst. Als Teil der Ferienregion Aargau Solothurn, ab 2022, will man einen grossen Schritt nach vorne machen.

Stefan Ulrich, wir alle geniessen den Sommer und die Öffnungsschritte. Wie erleben Sie ganz persönlich diese Wochen?
Natürlich gut, es geht vorwärts, wir sehen das viel zitierte Licht am Ende des Tunnels. Wenn ich hier eine Klammerbemerkung machen darf: Meine Familie und ich sind durch die ganze Pandemie mit halbvollem Glas marschiert. Wir sehen immer die Möglichkeiten, die man hat, und nicht, was nicht möglich ist. Aber klar: Die Gastronomie ist wieder geöffnet, ein wichtiger Treiber des Tourismus. Die Museen sind offen, andere Events sind wieder möglich. All dies freut mich!

Spüren Sie das auch bei Ihrer Kundschaft, am Schalter?
Ja, auch wenn die Frequenzen bei uns im Tourist Center Olten erst seit kurzem wieder in die Gänge kommen. Die Bäume wachsen noch nicht in den Himmel, auch wenn jetzt dann immer mehr Personen geimpft sein werden.

Sie selber haben sich schon piksen lassen?
Nein, ich habe es auch nicht vor. Es gibt meines Erachtens diverse Gründe, um dafür oder dagegen zu sein. Natürlich sehe ich einerseits eine gewisse Notwendigkeit, andererseits finde ich aber auch, dass die ethische Debatte geführt werden muss. Es muss erlaubt sein, das Thema «Impfen» kritisch zu betrachten. Das Virus ist wenig erforscht, es musste alles sehr schnell gehen … Deshalb haben meine Familie und ich momentan nicht vor, uns impfen zu lassen. Ich werde sehen, wie ich mit den kommenden Einschränkungen umgehen werde.

Seit April führen Sie in Olten nun auch die Geschäftsstelle von Kanton Solothurn Tourismus (KST): Wie fühlen Sie sich als der neue starke Mann in der solothurnischen Touristik?
Sehr gut. Als Geschäftsführer der regionalen Tourismusstelle verkörpere ich sehr stark die Werte von Region Olten Tourismus (ROT, die Red.), in der anderen Funktion denke ich natürlich viel breiter und habe alle Regionen im Blick. Operative Geschäftsstellen-Leiterin von KST ist meine Stellvertreterin bei Region Olten Tourismus, Merle-Christin Böcker, der ich an dieser Stelle gerne ein Kränzchen winde. Es hilft auch, dass wir neu mit dem Ressortsystem arbeiten.

Wie muss man sich das vorstellen?
Im Ressort Präsidium hat Walter Straumann deutlich mehr Aufgaben erhalten. So wird er den Verband gegen aussen stärker vertreten. Er tut dies mit grossem Engagement und seinem gewaltigen Netzwerk. Auch kommunikativ obliegen ihm mehr Aufgaben. Das Ressort Marketing hat Jürgen Hofer (Leiter Region Solothurn Tourismus, die Red.) sicherlich bis ins kommende Jahr inne. Er ist Teil der laufenden Projektarbeiten, wenn es um Tourismus Aargau/Solothurn geht. Das macht aufgrund seiner Erfahrung viel Sinn. Das Ressort Geschäftsstellen- Leitung ist in meiner Verantwortung.

Sie tun nun in Olten, was Jürgen Hofer zuvor in Solothurn tat. Die Übergabe ging gut von statten?
Ja. Ich bin froh, von seiner Erfahrung profitieren zu dürfen. Überhaupt dürfen wir in allen Regionen auf ausgebildete Fachkräfte setzen. Da ist grosses Potenzial vorhanden, welches wir durch die dezentrale Organisationsstruktur besser nutzen können. Ein kollegiales Prinzip, zugleich zeitgemäss und modern. Ich freue mich auf die Umsetzung in der Realität.

Ein elfköpfiger Vorstand ist aber keine schlanke Organisation.
In den Ressorts beziehungsweise im geschäftsleitenden Ausschuss sind wir, Präsident inbegriffen, nur vier Personen. Das ist sehr schlank. Zudem leben wir die Kommunikationskultur eines offenen, permanenten Austausches und sind mit Blick auf mein Team organisatorisch und bezüglich Themenfelder hervorragend aufgestellt. Es tönt nach Floskel, ist aber so: Ich habe hier in Olten ein super Team! Diese Power und diese Energie möchten wir jetzt auch in unsere Dachorganisation von KST einbringen.

Welche Vorteile bringt es, ab 2022 Teil der Ferienregion Aargau Solothurn zu sein?
Der Kanton Solothurn wird endlich auch bei Schweiz Tourismus abgebildet sein und wir dürfen, etwa mit dem Schweizer Schriftstellerweg und anderen solothurnischen Leuchttürmen, auch als Teil der Organisation performen! Da hat die Politik uns die Rahmenbedingungen mitgegeben – und sogar eine zusätzliche Finanzierung in Aussicht gestellt, das ist aber noch nicht ganz unter Dach und Fach.

Tönt in der Tat nach Aufbruchstimmung.
Der Kanton Solothurn ist gesamtschweizerisch betrachtet ein kleiner Player im Tourismusbereich, aber ein nicht zu unterschätzender. Wir sind sehr wohl ein Tourismuskanton, den zu besuchen es sich lohnt. Als KST freuen wir uns ganz unbescheiden, gemeinsam mit unseren Kollegen in den Regionen, Tourismusgeschichte im Kanton zu schreiben.

Das sind neue Töne: Jahrzehntelang hiess es im Solothurner Rathaus stets, man sei kein Tourismuskanton.
Das ist falsch! Solothurn ist ein Tourismuskanton – das dürfen Sie eins zu eins so schreiben! Auch im Aargau hat es dies lange geheissen, bis man sich professioneller aufgestellt hat. Heute ist man ein ernstzunehmer Player auf der Schweizer Landkarte. Der Aargau hat mit guter und effizienter Arbeit vorgemacht, wie es geht, wir Solothurner können in dieser Kooperation bestimmt von deren Schwung und Erfahrung profitieren. Und dies auf Augenhöhe. So, als Partner, werden wir uns gegenüber Schweiz Tourismus präsentieren. Wir von KST müssen den Fächer aufmachen, wenn wir unsere touristischen Leuchttürme national vermarkten wollen. Das werden wir nun ab 2022 tun können und mit der Vermarktung unserer Dachmarke neue Massstäbe setzen. Unsere Gäste interessiert es nicht, in welchem Kanton sie gerade sind, sie suchen ein stimmiges Erlebnis. Wir werden künftig über unseren Garten hinausdenken müssen – und dürfen. Die Erkenntnis lautet: Der Kanton Solothurn ist für den Freizeitgast ein lohnenswertes und erstrebenswertes Reiseziel. Es lohnt sich, hier bei uns zwei, drei Nächte zu verbringen. Eine schöne Erkenntnis, oder? Und das ist erst der Anfang.

War nicht längst ersichtlich, dass die Kooperation im Westen, mit Jura und Drei- Seen-Land, nicht fruchtet? Warum erfolgt der Strategiewechsel, hin zum Aargau, erst jetzt?
Es braucht alles seine Zeit. Aargau Tourismus gibt es noch nicht so lange, und als ich hier in Olten begann, waren wir noch Teil von Bern Region und begannen im Freizeittourismus auf der grünen Wiese. Die Partnerschaft mit Jura und Drei-Seen-Land erzeugte schon Themenfelder, die man bespielen konnte. Aber ja: Es war eindrücklich, wie stark der Aargau sich plötzlich präsentieren konnte: Finanziell, aber auch verankert in der Politik. Hinzu kam, wie gut wir von ROT mit dem Aargau zusammengearbeitet haben. So nahmen die Dinge ihren Lauf.

Wie lauten Ihre Aufhänger für den Start mit den Aargauern Anfang 2022?
Die Inhalte der Sommerkampagnen 2022 mit Schweiz Tourismus sind im Detail noch in Erarbeitung. Nach dem diesjährigen Städtefokus werden 2022 die Themen Natur, Kultur und Genuss zentral sein. Der Langsamverkehr mit Velo, Wandern, Biken und die Schweiz-Mobil- Routen, aber auch unsere Schlösser und Klöster, wo wir ja einiges zu bieten haben. Parallel dazu laufen die regionalen Kooperationen und Kampagnen. Der gute Mix machts aus.

Ihre Bilanz des Coronajahres 2020?
Der Geschäftstourismus ist stark eingebrochen, da dürften die Zahlen bei ROT und auf kantonaler Ebene etwa gleich schlecht sein. Bei ROT verzeichneten wir punkto Logiernächte ein Minus von 40 bis 45 Prozent. Dieser Bereich kam monatelang komplett zum Erliegen. Gut, dass wir in den letzten guten Jahren Reserven bilden konnten. Aber klar: Der Tourismus fand 2020 mit all den Restriktionen nur noch im Inland statt. Wir in Olten hatten beispielsweise neue Gäste aus der Romandie, die uns in erster Linie wegen des Schweizer Schriftstellerweges aufgesucht haben. Er ist ja, weil draussen und in kleinem Rahmen zu besuchen, ein absolut coronakonformes Konstrukt.

… und Ihr Highlight im ROT-Angebot?
Ja – wir haben bezüglich Besucherzahlen noch immer Wachstumsraten im zweistelligen Bereich, bei diesem Produkt passt alles. Ganz generell braucht es heute mutige, innovative Leistungsträger im Tourismus, darauf sind auch wir als Organisation angewiesen. Wir sind die Geschichtenerzähler, aber die Grundlagenarbeit geschieht anderswo. Es geht nur noch mit ehrlichem, harten Handwerk.

Sie selber scheinen sich in unserer Region pudelwohl zu fühlen.
Das ist so. Ich habe es immer so gehalten, dass die Landschaft zu mir, als Mensch, passen muss. So war es auch in Schaffhausen, wo ich viele Jahre glücklich war und immer noch einen sehr guten Kontakt pflege. Das ist auch hier in Olten so. Ich will und kann mich nicht verstellen.

Ferienregion Aargau Solothurn tritt 2022 in Kraft
Mit der Verlegung der Geschäftsstelle von Kanton Solothurn Tourismus von Solothurn nach Olten wurden auch der Vorstand und die Geschäftsführung neu organisiert und die Statuten durch die Generalversammlung angepasst.

Die Neuorganisation ist ganz auf die Ferienregion Aargau Solothurn ausgerichtet, die am 1. Januar 2022 in Kraft treten wird. Neu besteht der Vorstand aus elf Mitgliedern, die den ganzen Kanton repräsentieren. Die bisherigen Branchen und Regionen sind weiterhin vertreten durch Rita Steiner-Lippuner (Agrotourismus), Peter Lustenberger (Hotelbranche), Jürgen Hofer (Region Solothurn Tourismus), Stephan Braun (Naturpark Thal), Marcel Schenker (Schwarzbubenland Tourismus) und Stefan Ulrich (Region Olten Tourismus). Für die neu hinzu gestossenen Regionen sind im Vorstand Christoph Sigrist (Grenchen Tourismus), Bernhard von Allmen (Pro Buechibärg), Hardy Jäggi (Pro Wasseramt) und Reto Spiegel (RestAndSleep Egerkingen). Kanton Solothurn Tourismus wird unverändert von Walter Straumann präsidiert. Für die regionalen Dienstleistungen und Produkte sind die touristischen Regionen wie bisher verantwortlich. Der Dachverband selber wird unseren Kanton im Rahmen der Ferienregion Aargau Solothurn vermehrt auf überregionaler und nationaler Ebene vermarkten.

Text: NIK & Bild: EMU