Nachrichten oder Dokumente in Briefform zu versenden ist für uns eine alltägliche Geschichte. Natürlich wird durch die elektronischen Medien die Sendungsmenge allmählich verkleinert, aber verschwinden wird sie nie. Die Briefmarke ist ein altes Mittel, den Versand abzugelten. Sie gilt aber auch als künstlerisches Medium. Als kleine Tummelfläche für kreative Ideen.
Unlängst benötigte ich neue Briefmarken. Auf dem Postshop sind die jeweils aktuellen Ausgaben zu besichtigen und online zu bestellen. Es liegt in meiner Natur, dass ich grossen Wert auf schön gestaltete Briefmarken lege. Da zieht mich ein Motiv in Bann. Ganz viele Buchstaben in schwarz auf grauem Grund, auf fünfzehn Zeilen, die sich beim genaueren Sehen als Wörter entpuppen. Horizontal und vertikal geführt. Wild durcheinander. In deutscher, italienischer und französischer Sprache. Allesamt zum Thema Nachhaltigkeit. Laut Beschrieb ging es dabei um das Siegersujet eines Gestaltungswettbewerbs der Post, in Zusammenarbeit mit der Hochschule der Künste Bern. Diese Marken wollte ich haben, um meine künftigen Briefe zu zieren.
Die Lieferung war zwei Tage später im Briefkasten. Ich erwartete Markenbögen, die ich an der perforierten Stelle hätte knicken und die Marken einzeln hätte auslösen müssen. Dem war aber nicht so. Jede Marke war einzeln verpackt in einem leicht transparenten Couvertchen, das wie Pergamentpapier anzufühlen war. Ich musste also hundert Einzelmarken auspacken und hatte hundert Couverts Abfall. Ein grandioser Beitrag zum Thema Nachhaltigkeit!
Norbert Eggenschwiler ärgert sich immer wieder über solche Widersprüchlichkeiten.