Jeweils zu Beginn der neuen Amtsperiode nimmt der Vorsteher des Oberamtes den Präsidien der Einwohner-, Bürger- und Kirchgemeinden das Amtsgelöbnis ab. So geschehen letzten Donnerstag in Egerkingen, für die Amtei Thal-Gäu.
Wenn er auf die vergangenen 18 Monate zurückblicke, falle ihm immer wieder ein Begriff spontan ein, sagte Oberamtvorsteher Stephan Berger vor Wochenfrist in der «Alten Mühle» in Egerkingen: «Demut». Der Ausbruch der Pandemie und deren Bewältigung habe uns allen schmerzlich aufgezeigt, dass sich unser gesellschaftliches, wirtschaftliches und politisches Leben auf einen Schlag verändern könne und die Folgen uns noch lange beschäftigten. Viele Menschen hätten ihr Leben verloren, anderen litten an den Spätfolgen von Covid-19. «Dank unserem funktionierenden Staatswesen und dem koordinierten Zusammenspiel zwischen Bund, Kantonen und Gemeinden konnten wir die Krise und Bedrohung in unserem Land aber relativ gut meistern», sagte Berger. Dass dieser Prozess auch von kritischen Stimmen begleitet werde, sei logisch.
Von Demut und von Mut
Die Krise hat gemäss Berger aufgezeigt, wie wichtig der Service public sowie funktionierende Amteibehörden für die Bevölkerung im Kanton Solothurn sind. «So haben etwa wir Oberämter im März 2020 praktisch über Nacht die vom Regierungsrat beschlossene finanzielle Überbrückungshilfe für Selbstständigerwerbende übernommen, die Fälle geprüft und beurteilt.» Eine Herausforderung, die man laut Berger nur stemmen konnte, weil man die Menschen und Betriebe vor Ort kenne und mit den anderen involvierten Ämtern bestens vernetzt sei. «So konnten wir vielen Betroffenen rasch und unkompliziert unter die Arme greifen. »
Im Begriff Demut steckt aber auch der Begriff «Mut», sagte er zu den Anwesenden: «Ihr alle habt Mut bewiesen, euch zur Verfügung zu stellen und zuoberst an der Spitze einer staatstragenden Ebene zu stehen.» Er wünschte allen Mut und Weitblick, um ihre gesteckten Ziele zu erreichen und das nötige Fingerspitzengefühl sowie Freude und Befriedigung im Amt. Und er riet den «Neuen», bei Unklarheiten ihre Amtskollegen um Rat zu fragen, die Fachleute vom Amt für Gemeinden ober gleich ihn oder jemanden seines Teams vom Oberamt Thal-Gäu. «Wir stehen gerne beratend zu eurer Verfügung. »
Ohne Amtseid geht gar nichts
Bevor er alle bat, sich von ihren Stühlen zu erheben und die Gelöbnisformel vorlas, erläuterte Berger, weshalb das Leisten des Amtseides Voraussetzung dafür sei, dass man die Amtsgeschäfte überhaupt aufnehmen dürfe. Das Amtsgelöbnis nehme die Beamten und Beamtinnen stärker in die Pflicht, ihre Aufgaben korrekt zu erfüllen. Würden Bestimmungen missachtet, Dienstpflichten verletzt, Schäden verursacht oder machten sich Beamte oder Beamtinnen strafbar, sei das Gelöbnis die Grundlage dafür, die verschärften Bestimmungen des Strafgesetzbuches respektive des Verantwortlichkeitsgesetzes rigoroser anzuwenden. «So, nun wissen Sie, was Ihnen alles blühen kann», meinte der Oberamtvorsteher mit verschmitztem Lächeln im Gesicht.
Auf den traditionellen Handschlag verzichtete er diesmal aufgrund der Schutzmassnahmen. Dafür luden er und die Gastgeberin, Egerkingens Gemeindepräsidentin Johanna Bartholdi, zum coronakonformen Apéro. Weil es für alle auch von Nutzen ist, wenn man sich kennt.