Kirchenchor Kestenholz / Anzeiger Thal Gaeu Olten
Der aktuelle Kirchenchor mit Chorleiterin und Organist.

Grosser Wandel über all die Jahre

Der Kirchenchor Kestenholz begeht sein 150-jähriges Bestehen mit einem Festakt

Um sein 150-jähriges Bestehen würdig begehen zu können, will der Kirchenchor Kestenholz am 19. September mit einem Gottesdienst und einem Festakt feiern. Auf diesen Anlass hin wird die «Messe mit dem Schweizerpsalm » von Alberik Zwyssig einstudiert. Erfreulicherweise haben sich einige Gastsängerinnen und Gastsänger dazu bereit erklärt, den jubilierenden Chor zu verstärken.

Im Jahr 1871 wurde der Bezirks-Cäcilienverband Thal-Gäu aus der Taufe gehoben. Einer jener Vereine, welcher diesen Verband mitbegründen half, war der Kirchenchor Kestenholz. Es steht damit fest, dass es ihn seit mindestens 150 Jahren gibt. Aufgrund der Nachforschungen, die der Kestenholzer Chronist Max Studer angestellt hat, existiert der Chor mit Sicherheit sogar noch länger. In seiner Chronik schreibt er, dass Peter Longinus Dietschi aus Lostorf, Pfarrer in Kestenholz von 1841 bis 1855, in der Zeit seines Wirkens einen Kirchenchor gegründet habe. Ein genaues Gründungsdatum war für Max Studer aber deshalb nicht zu eruieren, weil aus jener Zeit keine Protokolle oder ähnliche Schriftstücke vorhanden sind. Unklar ist auch, ob es sich damals um einen gemischten oder um einen Männerchor gehandelt hat.

Ab 1915 sind die Protokolle des Kirchenchores lückenlos vorhanden. Damals wie heute war beziehungsweise ist es Aufgabe der Sängerinnen und Sänger, in den Gottesdiensten zur Ehre Gottes und zur Erbauung der Gläubigen zu singen. Dies geschah bis in die Sechzigerjahre an jedem Sonn- und Feiertag. Ab 1970 wurde dem Chor monatlich ein freier Sonntag zugestanden. Später waren es zwei Sonntage und heute wird in der Regel einmal pro Monat im Gottesdienst gesungen.

Früher vor allem lateinische Werke
An der Generalversammlung vom 28. Januar 1940 wurde angeregt, das wirkliche Gründungsjahr ausfindig zu machen. Ohne zu erwähnen, was vorgenommen wurde und ohne Quellenangabe, gab der Vorstand an der GV von 1941 bekannt, der Verein sei 1875 gegründet worden. Dieser Bekanntmachung glaubte man allerdings nicht so recht. Jedenfalls feierte der Verein 1971 sein 100-jähriges und 1996 sein 125-jähriges Bestehen. Abgesehen von der Einstudierung sakraler Werke für die Auftritte in den Gottesdiensten widmete sich der Chor immer auch dem Gesang weltlicher Lieder. Regelmässig traten die Sängerinnen und Sänger mit Konzerten und Theaterstücken vor das Publikum.

Erster Chorleiter war wohl der erwähnte Pfarrer Dietschi. Ihm folgten gemäss Chronist Max Studer Pfarrer Johann Fuchs und möglicherweise Lehrer Georg Spiegel. Dank der vorhandenen Protokolle wissen wir mit Sicherheit, wer ab 1915 den Chor leitete: Bis 1937 Albin Dietschi sen. (vermuttlich ab 1893), von 1937 bis 1974 Hermann Studer, bis 2013 Gustav Bürgi und seit 2014 Anita Wenger. Was die aufgeführten Werke betrifft hat sich im Laufe der Zeit einiges geändert. Vor dem Konzil von 1962 bis 1965 waren es vor allem Werke in lateinischer Sprache, seither wird vor allem in deutscher, aber auch in englischer und in anderen Sprachen gesungen.

Tradition mit der MG Eintracht
Zur Tradition geworden sind jene Kirchenkonzerte, die gemeinsam mit der Musikgesellschaft Eintracht durchgeführt werden. Erstmals fand dieser Anlass 1978 statt. Seit 1999 wird dieses jeweils gut besuchte Konzert alle zwei Jahre in der Kirche Kestenholz gegeben.

Kirchenchor Kestenholz / Anzeiger Thal Gaeu Olten
Der Chor in seinem Element: Kirchenkonzert aus dem Jahr 2012.


Tradition hatten auch die Verbandsfeste des Cäcilienverbandes Thal-Gäu. Im Wechsel von einem Thaler respektive Gäuer Kirchenchor organisiert, wurde an diesen Festen im ersten Teil jeweils gemeinsam im Gottesdienst eine Messe gesungen. Der Nachmittag diente den einzelnen Chören dann einerseits dazu, vor einer strengen Jury ein Lied vorzutragen. Andererseits aber wurde auch, zusammen mit Sängerinnen und Sängern anderer Vereine, die Kameradschaft gepflegt. Leider musste der Verband Ende 2019 aufgelöst werden und so werden in Zukunft auch keine Verbandsfeste mehr stattfinden.

Nachwuchs wird dringend gesucht
Über die jeweiligen Mitgliederzahlen geben die Protokolle erst ab 1938 Bescheid. Damals zählte man 41 Sängerinnen und Sänger. In den folgenden Jahren konnten Mitglieder hinzu gewonnen werden, so dass 1941 stolze 61, 1951 sogar 74, die absolute Höchstzahl, gezählt werden konnten. Der Chor umfasste damals 25 Soprane, 21 Altistinnen, 12 Tenöre und 16 Bässe. Heute zählt der Chor nur noch 26 Mitglieder. Davon sind nur 19 noch aktive Sängerinnen und Sänger. Nachwuchs wäre also dringend nötig, und dies nicht nur der geringen Mitgliederzahl wegen, sondern auch, weil der Chor überaltert ist.

Bei den Verantwortlichen blickt man trotz dieser dunklen Wolken am Horizont stolz zurück und freut sich nun auf eine unvergessliche Jubiläumsfeier am 19. September.

Text: MGT & Bild: ZVG