Damit dieses Jahr in Neuendorf ein Ferienpass stattfinden konnte, passte das OK sein Konzept an. Neu durften unter anderem nur Primarschülerinnen und -schüler teilnehmen, die aus dem grossen, vielfältigen Angebot aussuchen konnten. Ein Besuch im Kinderyoga.
Dieses Jahr musste der Ferienpass in Neuendorf unbedingt stattfinden – davon war das aus sieben Müttern bestehende Organisationskomitee überzeugt, als es sich Anfang Jahr für die Lagebesprechung traf. Denn für die Kinder sei diese Corona- Zeit ganz und gar nicht einfach. «Sie haben einen Ferienpass verdient», sagt OK-Mitglied Irene Kläy.
So erarbeitete das Team trotz der schwer einschätzbaren Lage ein Konzept, das mit fast jeder Entwicklung hätte umgesetzt werden können. Wegen der möglichen Restriktionen musste einiges grundsätzlich anders geplant werden. Es durften sich nur Kinder aus der Primarschule anmelden, jedoch keine Jugendlichen mehr aus der Oberstufe. Alle Kurse mussten grundsätzlich draussen stattfinden. Das Einzugsgebiet wurde zudem auf Neuendorf und die Nachbardörfer Wolfwil und Niederbuchsiten begrenzt. Und auf einen Fahrdienst wurde dieses Jahr vollends verzichtet.
Ansonsten waren keine Abstriche erforderlich: Ganze 34 Kurse konnten für den Zeitraum zwischen dem 9. und dem 13. August organisiert werden. Insgesamt 81 Kinder meldeten sich dafür an. «Dies wurde dank des grossen Engagements unseres Teams und der Helferinnen und Helfer möglich», so Kläy. Das Ziel des Ferienpasses ist es, den Kindern eine Gelegenheit zu bieten, etwas Neues auszuprobieren. Wie zum Beispiel, mit einer Imkerin ein Bienenvolk zu besuchen oder einen Tag auf einem Pferdehof zu verbringen, einen Hunde- oder Schnitzkurs zu machen oder mal Yoga zu praktizieren. Das Programm war wie jedes Jahr vielfältig und ausgewogen. «Es fand sich für jedes Interesse etwas.»
Yoga im Garten
Die fünf Kinder zwischen neun und zwölf Jahren, die sich am Dienstagmorgen bereits um Viertel nach sieben im Garten beim Jubla-Pavillon in Neuendorf versammelt haben, wählten das Yoga für Kinder und Jugendliche aus. Es ist noch ein bisschen frisch und der Tau liegt noch auf dem Gras. Während die Kühe im Feld nebenan mit Muhen versuchen, auf sich aufmerksam zu machen, gackern Hühner im Hof vis-à-vis vor sich hin. Trotz der Naturgeräusche ist es auf den Matten der Kinder nach kurzem Kichern schon bald ganz ruhig. Beatrice Schaad von der Yogaschule Olten und Ayurveda&Yoga in Fulenbach erklärt ihnen gerade einen wichtigen Grundsatz aus dem Yoga: «Es geht nicht um Perfektion. Es geht darum, dass man sich nach einer Yogastunde gut fühlt.»
Sie führt die jungen Yogaschülerinnen und -schüler durch den sogenannten Sonnengruss und zeigt ihnen Stellungen, die ihnen helfen sollen, wenn sie sich zum Beispiel stark fühlen, die Balance wiederfinden oder ganz ruhig werden wollen. Oder wie sie vor den Hausaufgaben Energie tanken können. Die Kinder machen konzentriert mit und versuchen sich an den verschiedenen Asanas, sprich: Positionen. Einige Stellungen kannte die Mehrzahl der Kinder sogar schon, wie «der Baum». Ohne grosse Anleitung stehen auf einmal alle auf einem Bein und drücken den Fuss des anderen Beins an die Innenseite des Oberschenkels.
Selbstbewusstsein wird gestärkt
«Yoga hat sich in den letzten Jahren stark verbreitet. Immer mehr Leute, auch Kinder, hören mal davon, sehen vielleicht auch Szenen davon in Videos oder wie die Mutter zuhause praktiziert, oder kriegen sogar in der Schule einige bekannte Asanas mit. Das ist toll!»
Es sei aber wichtig, sich immer wieder auch auf die Yoga-Grundsätze zurückzubesinnen, bei denen nicht eine perfekte Position im Vordergrund steht, sondern das Üben an sich. Das Scheitern gehöre also dazu. «Im Yoga merkt man, wie sich das Körpergefühl und die Leistung von Mal zu Mal verbessert, alles dank dem Üben.» Vor allem für Kinder und Jugendliche sei diese Erfahrung wichtig, weil die Erkenntnis auch auf andere Bereiche übertragen wird. «Das Selbstbewusstsein wird gestärkt und man realisiert, dass es sich lohnt dranzubleiben – weil eine Veränderung geschehen wird.»
Die erfahrene Yogalehrerin Beatrice Schaad ist immer wieder beeindruckt, wenn sie nach einer Stunde wahrnehmen kann, wie Yoga auf die Kinder gewirkt hat. «Es ist erstaunlich, was Yoga auch kurzfristig bewirken kann. Das ist jedes Mal eine Bestätigung der Ziele von Yoga.» Deshalb unterrichte sie seit acht Jahren auch immer wieder gerne an Einzelveranstaltungen wie dem Ferienpass. «Jeder Berührungspunkt, den ein Kind mit Yoga hat, ist wertvoll. Mit jeder Yogapraxis lernt es die eigene Identität besser kennen.» Schon oft habe sie auch bei hyperaktiven Kindern erlebt, dass sie am Schluss der Stunde ruhig und entspannt waren und sich ganze zehn Minuten selig ausruhten. Oder auch den Mut hatten, nach Gutdünken liegen zu bleiben.
Und wie geht es den fünf Kindern im Garten der Jubla Neuendorf nach der Yogastunde? Es sind alle ganz ruhig aus der Schlussentspannung erwacht. Sie blinzeln und nicken bestätigend: ja, es gehe ihnen gut.