Das Kisi-Lager fing vor 30 Jahren als kleines Jugendmusiklager an und ist inzwischen zum grössten regionalen Jugendmusiklager im Kanton geworden. Der aktuelle Lagerleiter Christoph Egger ist seit Anbeginn dabei und hat noch kein einziges verpasst. Er erzählt, was ihn motiviert und was das Kisi-Lager so besonders macht.
Es braucht einen Moment, bis Christoph Egger realisiert, dass er diesen Oktober tatsächlich zum 30. Mal am Kisi-Jugendmusiklager teilnimmt. Er lässt diesen Fakt noch kurz auf sich wirken, nickt dabei leicht vor sich hin und lächelt verträumt. Vor 30 Jahren, als es im Untergäu noch keine Jugendmusik gab, war es sein Kornett-Lehrer Alois Kissling, der die Idee hatte, mit einem Musiklager die Motivation von Kindern und Jugendlichen für ihre Musikinstrumente neben dem gewöhnlichen Unterricht aufrecht zu erhalten.
So rief er angelehnt an seinen Namen das «Kisi»-Jugendmusiklager ins Leben. Der inzwischen 42-jährige Christoph Egger aus Kappel erinnert sich noch gut an die ersten Lager, die schon damals im selben Lagerhaus in Zweisimmen BE stattfanden. «Wenn man das erste Mal an einem Lager teilnimmt, ist man froh, wenn man für jegliche Fragen auf ältere Teilnehmende zurückgreifen kann. Dieses Glück hatte auch ich. Wir hatten schon immer eine familiäre Stimmung in der Gruppe.»
Mit 25 Jahren Lagerleiter
Dies sei bis heute unverändert geblieben, auch wenn jedes Jahr neue Teilnehmende ins Lager kommen und die Ältesten sich irgendwann verabschieden. Die Gruppe, die jedes Jahr aus rund 50 bis 60 Musikschülerinnen und -schülern besteht, bewegt sich altersmässig zwischen 8 und 20 Jahren. «Oft bleibt es nicht bei einer Teilnahme. Wer mal mit uns im Lager gewesen ist, kommt meistens wieder», sagt Egger sichtlich stolz.
Er selbst wurde über die Jahre vom Teilnehmer zum Hilfsleiter und mit 24 Jahren zur Stellvertretung des Lagerleiters und im darauffolgenden Jahr schliesslich zum Leiter. Seither führt er jedes Jahr mit einem 17-köpfigen Leitenden-Team das einwöchige Lager durch, das nicht nur aus Musikproben besteht. «Neben den Registerproben mit Registerleitenden und den Gesamtproben mit den Dirigenten und Musiklehrern Oliver Waldmann, Andreas Moser und Fabian Gaberthüel, die an einzelnen Tagen insgesamt bis zu sieben Stunden dauern können, erholen wir uns mit anderen Aktivitäten.» Sei es mit einer Wanderung, einem Fussball- Turnier, einem Spielabend oder einem Fondue Chinoise-Plausch.
Enorme Fortschritte im Musizieren
Abends gebe es zwar eine Bettruhe, «wir spielen aber nicht die Polizisten», sagt Egger, der sich selber an die Abende als Jugendlicher im Lager erinnern kann. «Bei den vielen Erlebnissen ist das Bedürfnis zu quatschen gross.» Meistens lege sich das Mitte Woche wieder. «Dann freut man sich in der Regel meistens einfach aufs Bett», sagt Egger lachend.
Trotz der kurzen Probezeit schaffen es die Teilnehmenden jedes Mal, am Ende der Woche alle zusammen ein grosses Konzert vor rund 300 Leuten zu spielen. Mit Liedern, die sie vor der Lagerwoche noch gar nicht kannten. Bei der Ankunft im Lagerhaus erhält jede Schülerin und jeder Schüler ein Mäppchen mit Musiknoten von rund zehn Liedern, die sie während der Woche lernen. «Es ist beeindruckend, wie schnell die Kinder und Jugendlichen die Stücke lernen können. In dieser Woche machen die meisten enorme Fortschritte. »
Dies sei sicherlich auch dank der Umgebung mit Gleichgesinnten möglich, die sich gegenseitig unterstützen. «Es ist wunderschön zu sehen, wie die Älteren zu den Jüngeren schauen. Jeder Neuling wird ganz selbstverständlich in die Gruppe integriert.» Im Lager entstehen so immer wieder auch langjährige Freundschaften. «So vernetzen sich viele Jugendliche aus verschiedenen Dörfern, die dann während des Jahres oft auch die jeweiligen Konzerte der anderen besuchen und sich so auch nach dem Lager weiter gegenseitig unterstützen und bestärken. Das ist einfach toll.»
Optimiertes Schutzkonzept
Generell hält die Begeisterung für das Musizieren meistens nach der Lagerwoche an, so zumindest berichten laut Egger verschiedene Musiklehrer. «Viele sind noch gar nicht in einer Jugendmusik und erleben im Lager zum allerersten Mal das Musizieren in einer so grossen Formation. Das ist ein echtes Erlebnis, das sich einprägt.» Deshalb sieht Egger keinen Grund, irgendetwas Grundsätzliches am erfolgreichen Lagerkonzept zu ändern. Lediglich coronabedingt mussten letztes Jahr einige Vorkehrungen getroffen werden. «Aber immerhin durften wir das Lager durchführen. Das wurde von unseren Kindern und Jugendlichen sehr geschätzt. Es hat alles prima funktioniert. » Etwa so stellt er es sich auch dieses Jahr im Oktober vor. «Wir konnten unser Schutzkonzept sogar noch weiter optimieren.»
Trotz der speziellen und für das OK aufwendigen Rahmenbedingungen geht die gute Lagerstimmung nicht verloren, davon ist Egger überzeugt. Die Motivation und Begeisterung für die Musik bei den Kindern und Jugendlichen im Lager sei einfach da. Und dafür lohne sich der Aufwand immer.