Bereits zum 4. Mal spielen die Gäuer Spielleute beim Gäuer Forum Schälismühle in Oberbuchsiten. «Frölein Dr. Felchlin – 50 Jahre Frauenstimmrecht » heisst dieses 11. Projekt des Theatervereins, welcher seit über 20 Jahren das kulturelle Leben im Gäu bereichert. Zur Uraufführung vergangenen Freitag strahlte nicht nur die Sonne, sondern auch die zahlreichen Besucherinnen und Besucher.
Nach etlichen Proben bei Regen und Wind meinte es das Wetter nun doch gut mit den Gäuer Spielleuten. Schöner hätte der Abend der Premiere kaum sein können. Viele Gäste liessen sich im Vorfeld vom Gastronomie-Team verwöhnen und genossen das Beisammensein. Die Gäuer Spielleute sorgen dafür, dass sich jeder rundum wohlfühlt. Das gemütliche Ambiente bei der Mühlistube, die gepflegte Infrastruktur mit Lärmschutzwänden und die gedeckte Tribüne laden zum Verweilen ein.
Viele Überraschungen im Stück
Die Zuschauer liessen sich gerne mitnehmen auf eine Reise zurück in die Zeit, in der die Schweizerinnen für ihr Stimmrecht kämpften. Durch die Lebensgeschichte der ersten Ärztin im Kanton Solothurn, Dr. Maria Felchlin, wird der historische Hintergrund um spannende Beziehungen und emotionale Begebenheiten bereichert. Geboren um die Jahrhundertwende, war das «Frölein Dokter» in vielerlei Hinsicht eine Pionierin, die sich auch mal traute, auf den Tisch zu klopfen und sich über bestehende Normen hinweg zu setzen. Dies führt im Stück zu so mancher Überraschung.
Fliessende Übergänge
Das Bühnenbild ist als buntes Leporello gestaltet, einer Art Faltbuch. Auf diese Weise entstehen mehrere Bühnenabschnitte, die jeweils einen Lebensbereich der Protagonistin darstellen, vom kindlichen Elternhaus bis hin zu ihrem letzten Logis, dem «Alters- und Pflegeheim Weingarten» in Olten. Gespielt wird teilweise parallel, so dass sich die einzelnen Szenen schön ergänzen und fliessende Übergänge durch Zeit und Raum möglich sind. Dann wieder verharren die Schauspieler minutenlang in einer Position, so dass der Eindruck entsteht, es handle sich um Wachsfiguren.
Maria Felchlin und ihre langjährige Praxisassistentin Pauline Grob werden je nach Alter von verschiedenen Schauspielerinnen dargestellt. Durch kleine Details in Frisur, Mimik und Gestik fällt es dem Zuschauer leicht, den Wechseln zu folgen. Christoph Schwager, der Autor und Regisseur des Freilichttheaters, zeigt ein Händchen für die stimmige Besetzung der Rollen. Jede Figur zeigt klar ihren Charakter, so zeigt sich Maria Felchlin als Kind schon vorwitzig, als Doktorin taff und im Alter bedächtig, aber stets voller Kraft, Ausstrahlung und Herzlichkeit. Die einzelnen Figuren spielen wunderbar zusammen, so dass ihre Beziehungen untereinander deutlich zu spüren sind. Es ist schön zuzusehen, wie der stolze, liebenswürdige «Baba» Felchlin von seiner Tochter Maria um den Finger gewickelt wird.
Erlebnis für alle Sinne
Das Stück lebt von der Liebe zum Detail, die sich in der Mimik und Gestik genauso zeigt wie in den Kostümen und dem Bühnenbild. Durch Christoph Schwagers feines Gespür für die Dramaturgie wird das Theater zum Erlebnis für alle Sinne. Humor, Tiefsinn, Charme und Ernst wechseln sich ab. Besonders stimmungsvoll sind die Auftritte des Frauenchors unter der Leitung von Michaela Gurten. Die Musik, komponiert von Christoph Mauerhofer, in Kombination mit dem schauspielerischen Ausdruck der Sängerinnen, schafft es zu berühren und Emotionen in einzigartiger Weise zu transportieren. Untermalt werden diese Szenen durch den gekonnten Einsatz von Licht. Dies ermöglicht das technische Equipment der Firma Event-Tec GmbH aus Kestenholz.
Drei zusätzliche Vorstellungen
Ein weiteres Highlight ist einmal mehr Ruedi Dutli. Der 84-Jährige ist bereits seit den Anfängen des Vereins mit dabei und stand schon auf unzählbar vielen Bühnen. Im aktuellen Stück hat ihm Christoph Schwager eine Rolle auf den Leib geschrieben, die man einfach sehen muss. Mehr sei hier aber nicht verraten. Irma Stöckli, Projektleiterin und Vorstandsmitglied des Vereins, bedankte sich bei allen Gästen für ihr Kommen. Besonders erwähnt sie dabei Regierungsrat Remo Ankli, die Freunde der Matzendorfer- Keramik und verschiedene Medien- Vertreter. Sie bedankte sich für die wichtige und grosszügige Unterstützung der Gönner und Sponsoren, allen voran bei den beiden Hauptsponsoren Raiffeisenbank Gäu-Bipperamt und Coop Verkaufsregion Bern.
Sechs der geplanten zwölf Vorstellungen sind bereits ausgebucht, daher hat der Vorstand entschieden, drei zusätzliche Vorstellungen anzubieten. Die möglichen Termine sowie den Link zu den Tickets findet man auf der Website: www.gäuer-spielleute.ch. Dort kann man sich auch über das stets aktuelle Schutzkonzept informieren. Dieses Jahr dürfen beispielsweise keine Decken abgegeben werden. An kälteren Abenden lohnt es sich deshalb, diese mitzunehmen. Denn die Spielleute können nur die Herzen der Gäste erwärmen.