Der Ravellenclub RCO und der Vogelherdclub VCO: Die beiden Oensinger Vereine feiern dieses und nächstes Jahr ihren hundertsten Geburtstag, stehen für tolle Feuerwerke und eine mitunter mehr als gesunde Rivalität. Nun hat die Sägesser Stiftung beide mit dem Anerkennungspreis für Freiwilligenarbeit ausgezeichnet.
Ravellen- und Vogelherdclub Oensingen sind zwar in die Jahre gekommen, wären aber trotz ihrer hundert Lenze auf dem Buckel an sich noch sehr rüstig und fit. Das Problem: Die beiden Vereine sind momentan als Kulturgut-Träger ein klein wenig unterbeschäftigt, auch wenn ihre Mitglieder für mehr stehen als «nur» für das grösste Kunstfeuerwerk im Lande, das jeweils Zehntausende ins Mittelland zu locken vermag. Fakt ist: Aufgrund der Pandemie findet die nächste Sonnwendfeier erst am 18. März 2023 statt.
So bleiben denn die Hundertjahrfeiern als vorläufige Höhepunkte am Horizont: Der VCO tut dies diesen Herbst, der RCO ein Jahr später. Weil aber als gesichert gilt, dass es in Oensingen schon vor dem 1. Weltkrieg Feuerwerks-Vereine gab, mussten sich die Vereinsoberen am vergangenen Freitag auf der Bechburg den Vorwurf gefallen lassen, ihre Vereine würden sich jünger machen, als sie eigentlich sind. Ein «Vorwurf», der natürlich höchst liebevoll gemeint war und aus dem Mund von Werner Hunziker kam, dem Präsidenten der Sägesser Stiftung.
Oensinger Kulturgut erhalten
2019 hat besagte Stiftung, benannt nach ihrem Gründer, Bauunternehmer Willi Sägesser, erstmals einen Anerkennungspreis für Freiwilligenarbeit verliehen, nachdem man seit der Gründung vor 23 Jahren primär zwei Ziele verfolgt hatte: Günstige Wohnungen für Menschen zur Verfügung zu stellen, die unverschuldet in Not geraten sind sowie gemeinnützigen Institutionen und Einzelpersonen finanziell unter die Arme zu greifen.
Nun war es wieder soweit: Vogelherdclub und Ravellenclub Oensingen sind für ihre jahrzehntelange Freiwilligenarbeit mit dem Anerkennungspreis der Stiftung geehrt und mit je zehntausend Franken beschenkt worden. Freiwilligenarbeit sei enorm wichtig, habe aber leider an Stellenwert verloren, sagte Hunziker vor einer Reihe geladener Gäste. «Viele erwarten heute einfach den Vollkaskostaat », bedauerte er, bevor er den Vereinspräsidenten Hans Schnider (VCO) und Urs Ackermann (RCO) feierlich die Urkunde überreichte.
Sowohl Hunziker als auch Schnider bedankten sich im Namen ihrer Vereine und zeigten sich ob der erhaltenen Auszeichnung und des Applauses des Publikums gerührt. So meinte Schnider, es sei eine Ehre, diesen Preis zu erhalten, entsprechend werde sein Vogelherdclub auch künftig alles daran setzen, damit diese Kultur in Oensingen Bestand haben könne. «Schliesslich ist die Sonnwendfeier das Markenzeichen Oensingens.» Klar, dass sein Pendant beim Ravellenclub Gleiches in Aussicht stellte.
Spuren einer ausgeprägten Rivalität
In der Folge interviewte Werner Hunziker die beiden Präsidenten auf ebenso unterhaltsame wie launige Weise und konfrontierte sie mit verschiedenen Stich- oder vielleicht besser Reizworten aus vergangenen Tagen, die mehr als nur erahnen liessen, wie sehr die Rivalität zwischen VCO und RCO während Jahrzehnten fixer Bestandteil des gegenseitigen Treibens mit dem Feuerwerk gewesen ist. Einige Beispiele gefällig? Da war die Rede von «umgesägten Fahnenstangen », «geklauten Putzfäden» oder nicht eingehaltenen Abmachungen bezüglich Abfeuern des prestigeträchtigen Schlussfeuerwerks. Immer wieder Grund für einen der beiden verdächtigen «Übeltäter », schelmisch zu schmunzeln und die eine oder andere Tat halbwegs zuzugeben. Beleg für die Konkurrenz zwischen den beiden Vereinen war auch die neckische Antwort des VCO-Präsidenten auf Hunzikers Frage, worum er den RCO denn beneide. «Vielleicht um ihre Fluh, die Ravelle», sagte Schnider. Um gleich anzufügen, er sei fast sicher, dass man besagten Standort noch besser nutzen könnte …
Fakt ist aber auch, das wurde an diesem stimmungsvollen Abend deutlich: In vielen Belangen ziehen der Vogelherdclub und der Ravellenclub längst am gleichen Strick, das Verhältnis gerade auch zwischen den Präsidenten ist gut. «Der eine braucht den anderen», sagte Urs Ackermann. «Schliesslich wollen wir den Leuten ein einmaliges Feuerwerk bieten.»