Eine Dame mittleren Alters, elegant gekleidet, Zigarette rauchend, offensichtlich in Eile zur Arbeit. Noch schnell den letzten, tiefen Zug, dann zwickt sie den Stummel mit grösster Selbstverständlichkeit zielgenau in den nächsten Abwasserschacht. Bravo, gut getroffen – aus den Augen, aus dem Sinn!
Drei Stunden später begegnen wir derselben Dame an der exakt gleichen Ecke in Gegenrichtung. Vorheriges Prozedere wiederholt sich. Wie hier in der gesamten Schweiz täglich. Wo die anderen abertausend Stummel ihrer Raucherkollegen «verloren» gehen, sieht man am Strassenrand, in Parks, auf Spazier- und sogar Wanderwegen. Über 75 %, das sind 15 Zigi-Stümpli pro Päckli, landen irgendwo. Die Filter bestehen aus Kunststoff, nicht Papier, und sind kaum biologisch abbaubar. Mikroplastik lässt grüssen. Darin sammeln sich nebst Nikotin und Arsen auch Schwermetalle und viele andere Gifte. Im Freien werden sie ausgewaschen und verschmutzen unsere Böden und Gewässer. Selbst die modernsten Reinigungsanlagen sind überfordert. Fazit: Nur selten lernen wir freiwillig, unser Verhalten rechtzeitig anzupassen. Idee: Happiges Depot auf jedes Zigarettenpäckli, erst die Rückgabe von 20 Stummeln berechtigt zum Kauf eines neuen Päcklis. Die Tabakindustrie würde Stummelsammelboxen anbieten, vielleicht erfände man gar eine Recyclinglösung. Plötzlich wären unsere Schächte sauber. Am Strassenrand lägen nur noch Masken, Kotsäckli und Dosen von Flügel verleihendem Getränk. Utopie? Wir mussten schon Schwierigeres lernen und können es heute!
Louis Bischofberger staunt immer wieder, wie verantwortungslos überall Abfall «entsorgt» wird. Wo bleibt unsere Vorbildfunktion?