Mit spitzer Feder

Meinrad Kofmel

Nach zwei Jahren Kinoabstinenz lockte er uns wieder ins Lichtspielhaus: Er, der Geheimagent im Dienste ihrer Majestät, der Retter der Welt, der Mann mit der Lizenz zum Töten, der legendäre James Bond. In den 60 Jahren, in denen die Abenteuer des chauvinistischen Machos auf Zelluloid gebannt werden, besiegte er stets in letzter Sekunde das Böse, blickte dem Tod mit flottem Spruch auf den Lippen verachtend ins Auge und ging kaum je allein zu Bett.

Und jetzt das: Ein Film, so farblos wie ein ausgewaschenes Band-Shirt aus den Achtzigern, so zäh wie eine als Schnitzel verkleidete Schuhsohle, so prickelnd wie ein Glas Wasser aus einer schlammigen Pfütze, so witzig wie eine mathematische Formel. Das Drehbuch, als hätte es Rosamunde Pilcher nach Motiven von Ian Fleming getippt, inszeniert von einem woken Zeitgeist.

163 nicht enden wollende Minuten lang musste ich mitansehen, wie der politisch inkorrekte Schurken- und Schürzenjäger von einst zu einem Etwas mutierte, das weder Relikt aus längst vergangener Zeit noch angesagter, softer, hipper Frauenversteher ist. Vor meinen Augen vollzog sich die Metamorphose des weltgewandten Geheimagenten zum provinziellen Trickdieb, der mir mit seinen effekthascherischen Taschenspielertricks drei Stunden meiner Lebenszeit klaute.

Dennoch, Bond hat mir auch etwas Wertvolles geschenkt: Die Vorfreude auf einen Ausgeh-Abend, das gute Gefühl, wieder einmal im Kino zu sitzen und ein Motiv, mich in dieser Feder köstlich über eine Nebensächlichkeit ärgern zu dürfen. Na dann, danke, 007!

Von Filmen und Wein versteht der Federschreiber nichts … bloss dass er manche mag und andere nicht.