Herbstjagd / Anzeiger Thal Gäu Olten
Jagdleiter Stefan Probst aus dem Revier Gäu erklärt den Jägern die Besonderheiten beim nächsten Trieb.

Sie wollen für Gleichgewicht sorgen

Mit der Herbstjagd wollen die Jagdvereine die Wilddichte dem Biotop anpassen

Seit dem 1. Oktober und noch bis zum 15. Dezember finden in den Wäldern des Kantons Solothurn die traditionellen Herbstjagden statt. Die Planung beginnt aber schon viel früher.

Die Jagdausübung im Kanton Solothurn ist auf 66 Reviere verteilt. Von diesen 66 Revieren befinden sich 15 im Grossraum Olten und alle Jägerinnen und Jäger gehören dem Hegering Olten-Gösgen-Gäu an, der vom Oltner Christian Wüthrich präsidiert wird. Im Bezirk Thal mit seinen zwölf Revieren ist der Laupersdörfer Hufschmid Peter Wäffler Obmann der Vereinigung Thaler Jagdgesellschaften. Die beiden vertreten die Interessen der lokalen Jägerschaft beim Dachverband RevierJagd Solothurn.

Ziel der Jagdvereine ist es, die gesetzlich jagdbaren Tierarten wie Reh, Fuchs und Wildschwein auf eine dem Biotop angepasste Wilddichte zu regulieren. Dies ist unerlässlich, um das Gleichgewicht zwischen Wildtieren, Landwirtschaft und Wald in unserer intensiv genutzten Kulturlandschaft zu erhalten.

Rehwild ist nicht bedroht
Der Rehbestand ist gemäss eidgenössischer Jagdstatistik am Zunehmen. Waren es 1968 geschätzte 91 800, sind es 2020 136 800 Rehe, die in der Schweiz leben. Zum einen hat diese Entwicklung mit dem Wachstum unseres Waldes zu tun. Denn seit über 150 Jahren nimmt die Waldfläche in der Schweiz zu. Genaue Zahlen hat man seit dem ersten Landesforstinventar von 1985. Weitere Inventare gab es 1995 und 2006. Vom ersten bis zum dritten Forstinventar hat sich die Waldfläche in der Schweiz um total 98 077 Hektaren oder 8,3 Prozent vergrössert. Der Hauptgrund dafür liegt in der veränderten Landnutzung. Die Entwicklung ist insbesondere auf Wiesen und Weiden in Grenzertragslagen zu beobachten, die nicht mehr landwirtschaftlich genutzt werden. Vor allem in höheren Lagen ab 1800 m.ü.M. hat der Wald stark zugenommen. Die Waldgrenze verschiebt sich nach oben, extensiv genutzte Weiden wachsen ein.

Andererseits sind aber auch die Lebensbedingungen für die Rehe durch den modernen Waldbau, mit seinem guten Nahrungsangebot und der Möglichkeit, in Deckung zu gehen, in den letzten Jahrzehnten massiv gestiegen.

Im Kanton Solothurn beträgt die Waldfläche gemäss Landesforstinventar 31 600 Hektaren und hat sich seit 1984 nicht viel verändert. Die Kantonsfläche ist damit zu 40 Prozent bewaldet (Schweiz 30 Prozent, AG 35 Prozent, BL/BS 38 Prozent). Ebenfalls hat sich die geschätzte Populationsdichte des Rehwildes nicht verändert und wird seit Jahren auf etwa 4000 Rehe geschätzt.

Jagdvereine legen Bestand fest
Im Kanton Solothurn legen die einzelnen Jagdvereine fest, wie hoch der Bestand an Rehwild oder Wildschweinen in ihren Revieren sein soll. Die Planung der Gemeinschaftsjagd beginnt aber nicht erst im Herbst. Die für eine erfolgreiche Jagd erforderlichen Kenntnisse gewinnen die Jäger durch sorgfältige Beobachtung des Wildes das ganze Jahr hindurch. Darüber hinaus ist die Geländekenntnis von grosser Bedeutung, um Schützenstände so zu planen und festzulegen, dass diese strengen Sicherheitsvorschriften genügen. An den Gesellschaftsjagden werden dann auch hohe Anforderungen an die Schützinnen und Schützen gestellt.

Es ist anspruchsvoll, das sich in Bewegung befindliche Tier punktgenau zu treffen. Alle Jägerinnen und Jäger suchen regelmässig die Jagdschützenstände auf, um an ihren Schiessfertigkeiten zu feilen. Zudem müssen seit 2017 und per Gesetz alle Jägerinnen und Jäger im Kanton über einen Treffsicherheitsnachweis verfügen. Sämtliche Jagdvereine sind besorgt, dass die Jagden für das Wild möglichst stressfrei und für das Biotop schonend durchgeführt werden. Die Anzahl der Jagdtage, es sind etwa acht pro Revier, werden deshalb dem zu regulierenden Wildbestand und der forstlichen Situation jedes Jahr angepasst.

Text: MGT & Bild: ZVG