Vor etwas über einem Jahr ging es los, das Gejammer meiner Kolleginnen und Kollegen in Bundesbern. Es könne doch nicht sein, dass der Bundesrat in der Krise einfach durchregiere und sie, die Volksvertreter, nichts zu sagen hätten. Schliesslich sind sie in jeder Frage kompetent. Heute sehen wir den Schaden dieser Profilierungsneurose: eine viel zu tiefe Impfquote. Denn seien wir ehrlich: Wir haben in der Schweiz nicht über 30 Prozent Impfskeptiker, sonst hätten wir alle anderen impfbaren Krankheiten nicht derart locker unterdrücken können. Wir haben aber sicher 30 Prozent Politik-Kritiker.
Wenn man sich nämlich umhört, warum man sich nicht gegen Covid impfen lässt, hört man Dinge wie «Die kriegen mich nicht», «Ich lass mir nichts vorschreiben» oder «Das ist mein eigener Entscheid». Wer sind denn «Die», die dich kriegen können oder die dir etwas vorschreiben? Eben: Das sind «die Politiker», «die in Bern oben» oder schlicht «Berset».
Ich blicke neidisch nach Portugal. Dort hat ein Vizeadmiral völlig unpolitisch die Impfkampagne koordiniert, das Virus zum bösen Feind und das Volk zum Guten erklärt und schwupps die Bevölkerung durchgeimpft. Hierzulande kommen nach der Abstimmung vom Sonntag schon wieder die Profilierungsneurotiker aus den Berner Winkeln und geben in ihrer allumfassenden Kompetenz ihre Drei-, Vier- oder Fünfpunkte- Programme bekannt, wie wir aus der Pandemie rauskommen.
Ich weiss, ich bin auch einer mit Mandat in Bern. Ich sollte auch ruhig sein. Aber mein simples Zweipunkte-Programm möchte ich doch noch vorstellen: 1. Klappe halten. 2. Impfen. Fertig.
Der Autor ist jetzt ruhig in Sachen Covid.