Während dreier Tage haben Bund und Kantone den schweizweiten Ausbruch und die Bewältigung der hoch ansteckenden und für die Tiere meist tödlichen Afrikanischen Schweinepest simuliert. Fazit aus Solothurner Sicht: Die Basis ist gelegt. Nun gilt es, die Bevölkerung weiter zu sensibilisieren und vorsorgliche Massnahmen zu treffen.
Das Übungsszenario der besagten drei Tage sah ein fiktives Auftreten der ASP bei Haus- und Wildschweinen in der Schweiz und in Liechtenstein vor. Getestet wurden dabei unter anderem die Zusammenarbeit zwischen den Bundesbehörden, den kantonalen Veterinärämtern und der Schweinebranche. Überprüft wurden aber auch die Abläufe innerhalb der Kantone sowie die neuen digitalen Tools zur Datenbearbeitung. Die Federführung der Simulation lag beim Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV).
Der Kanton Solothurn nutzte die Übung, um die organisatorischen Abläufe im Kernteam sowie die digitale Erfassung und Auswertung von Daten zu überprüfen. Die Auswertung der gesamten Übung wird der Bund voraussichtlich in einem halben Jahr präsentieren. In einer ersten, kurzen Bilanz stellt Kantonstierärztin Chantal Ritter jedoch fest: «Die Basis für die Bekämpfung der ASP im Kanton Solothurn ist gelegt. Wir sind auf Kurs. Nun gilt es die Bevölkerung, die Bauern und Jäger weiter zu sensibilisieren und mögliche konkrete Massnahmen vorzubereiten.»
Was wäre wenn?
Die Bekämpfung der afrikanischen Schweinepest beim Wildschwein ist in der Tierseuchenverordnung vorgeschrieben. Für die Bekämpfung verantwortlich ist der Kantonstierarzt beziehungsweise die Kantonstierärztin zusammen mit dem Bereich Landwirtschaft, dem Amt für Wald, Jagd und Fischerei, sowie dem Sonderstab Tier des Kantonalen Führungsstabes. An der Bekämpfung beteiligt sind unter anderen auch Jäger, Förster, Tierärzte und Dienstleistende im Zivilschutz.
Im Fall von kranken Tieren in einer Schweinehaltung müssen die betroffenen Betriebe zum einen jeglichen Kontakt von Haus- und Wildschweinen unterbinden. Dies geschieht durch Weideverbote und Umzäunungen der Betriebe. Zum anderen muss alles daran gesetzt werden, dass die Viren auch nicht über irgendwelche Materialien verschleppt werden. Dies wird erreicht über Ernteverbote, Transporteinschränkungen und Biosicherheitsmassnahmen beim Betriebseingang. Auch werden die Schweine regelmässig auf die Seuche hin untersucht.
Erkrankte Wildschweinrotten sollen an einer Weiterverschleppung der Seuche gehindert werden. Das wird erreicht, indem ihr natürliches Umherwandern unterbunden werden soll. Wie und mit welchen Mitteln das geschieht, muss von Fall zu Fall abgeklärt werden. Deswegen gelten in der Kernzone ihres Aufenthaltsgebietes Einschränkungen im Personenverkehr. Regelmässig werden diese Gebiete auf Kadaver hin kontrolliert.
Nächstes Jahr Feldübung geplant
Mit dem Konzept «Schertie» (Schadenereignis Tier) verfügt der Kanton Solothurn über ein aktuelles Handbuch für den Einsatz bei unterschiedlichen Tierseuchen und Krankheiten. Dieses wurde bei Feldübungen bereits erfolgreich eingesetzt und kann als Basis für die Bekämpfung der Afrikanischen Schweinepest verwendet werden. Ein spezifisches Handbuch zur Bekämpfung der Afrikanischen Schweinepest wird nun folgen und im Verlauf des nächsten Jahres soll auch eine erste ASPFeldübung im Kanton Solothurn stattfinden.
Hohes Risiko auch für die Schweiz
Die Afrikanische Schweinepest, ASP, ist für Haus- und Wildschweine hochansteckend und endet für die Tiere meist tödlich. In gewissen afrikanischen Ländern sowie in Sardinien ist ASP schon lange verbreitet. Seit 2007 trat die Krankheit in Georgien auf und hat sich anschliessend in Russland und Osteuropa verbreitet. Kürzlich wurden auch in Deutschland Fälle nachgewiesen. Im August 2021 hat die Anzahl Kontaminationsherde bei Hausschweinen in Europa ein sehr hohes Niveau erreicht. Das Risiko einer Einschleppung der ASP in die Schweiz ist daher hoch.
Viruserkrankung ist fast immer tödlich
Die Weltorganisation für Tiergesundheit (OIE) geht davon aus, dass ein Viertel der Schweine weltweit an der hochansteckenden ASP sterben könnte. Die Viruserkrankung führt bei infizierten Schweinen und Wildschweinen fast immer zum Tod. Die afrikanische Schweinepest ist jedoch weder für Menschen noch für andere Tiere gefährlich.
Kein Fleisch-Import aus Seuchengebieten
Das ASP-Virus ist äusserst resistent und kann sehr lange in der Umwelt verbleiben, besonders im Blut, in Fleischerzeugnissen und in Kadavern. Die Bundesbehörden raten daher Reisenden dringend davon ab, Schweine- oder Wildschweinfleisch aus ASP-betroffenen Gebieten mit in die Schweiz zu bringen oder Fleischreste in der Natur zu entsorgen. Wenn Wild- oder Hausschweine solche Abfälle fressen, kann ein neuer Infektionsherd entstehen.