Nach fast 47 Jahren verlassen Elsbeth und Ernst Lanz ihren Berghof Montpelon oberhalb Gänsbrunnen und ziehen nach Oberbipp, wo die beiden ein neues Daheim gefunden haben. Zu Jahresbeginn übernimmt ihre Enkelin Noemi Jaus aus Madiswil die Regie auf dem Hof.
Am 1. Mai 1974 zogen Ernst und Elsbeth Lanz-Hänni von Welschenrohr auf den Montpelon und übernahmen den Landwirtschaftsbetrieb in Pacht. Mit zehn Kühen und Milchwirtschaft begannen sie. Dazu kamen Sömmerungsrinder auf dem Backi. Ernst Lanz betreute während einigen Jahren das «Milchhüsli», die Milchannahmestelle in Gänsbrunnen. Die beiden jungen Leute gründeten eine Familie und wurden Eltern von vier Kindern, die ihre Schulzeit in Welschenrohr und Matzendorf verbrachten. Zudem nahmen sie ein Pflegekind auf, das zusammen mit ihren Kindern aufwuchs. Während vieler Jahre fanden auch Jugendliche in Schwierigkeiten im Rahmen verschiedener Organisationen Betreuung in der Familie Lanz auf dem Montpelon.
Von der Pacht zum Eigentum
Die Liegenschaft gehörte damals dem Staat Solothurn und diente bis in die Sechzigerjahre als Strafanstalt, als Filiale der Anstalt Schachen. Als umfassende Renovationen und Umbauten anstanden, wurde die Liegenschaft zum Kauf ausgeschrieben. Die Familie Lanz hatte die Gelegenheit, den Hof zu kaufen oder eine andere Bleibe und Arbeit zu suchen. Sie entschieden sich für den Kauf. Nach dem Erwerb des Hofes 1996 wurden sofort Änderungen in Angriff genommen, so der Neubau eines Laufstalles und die Umstellung auf Mutterkuhhaltung. Weitere Investitionen folgten. So wurde eine zweite Wohnung eingebaut und eine Backstube eingerichtet. Auch die Umgebung wurde umgestaltet: das «Gartenhüsli » wurde gebaut, eine Kneip-Anlage erstellt, die Kegelbahn belebt und die Heubühne zum Festsaal umgebaut.
Neue Einnahmequellen erschlossen
Der Landwirtschaftsbetrieb bot keine ausreichende Existenz für die junge Familie. Gesucht waren zusätzliche Erwerbsmöglichkeiten. «Ich hatte die Idee, unsere Produkte vom Hof auf dem Markt in Solothurn zu verkaufen, wurde aber vorerst rundherum belächelt», berichtet Elsbeth Lanz. Sie erhielt einen Platz beim Bieltor, mietete einen Marktstand und fuhr am 5. November 1995 erstmals auf den Wochenmarkt in die Stadt. Die Idee schlug ein, und unterdessen führt die Familie Lanz seit 26 Jahren jeweils am Samstagmorgen ihren grossen Marktstand und kann auf treue Kundschaft zählen.
Der Agrotourismus führte zu einem weiteren Standbein. Besondere Anlässe wie die zehnfache Durchführung der «Gwärbschau-Bärgschau» oder der Brunch am Muttertag und am 1. August lockten viele Gäste an. Aber auch Familienfeiern und Firmenanlässe fanden statt. Für Gruppen standen Unterkünfte bereit, so das Schlafen im Stroh und in zwei Matratzenlagern. Für Verpflegung war jeweils auch gesorgt. So entwickelte sich der Montpelon zu einem beliebten Erlebnis- und Gastwirtschaftsbetrieb.
Der Weihnachtsweg ist noch geöffnet
Familie Lanz richtete zwei Themenwege ein, die zu beliebten Ausflugszielen wurden. Wer zu Fuss den Montpelon erreichen will, folgt im Sommer dem Zwergliweg im Bantliwald, besonders beliebt bei Kindern und Familien. In der Adventszeit sind an 30 verschiedenen Stationen entlang der Strasse in kleinen beleuchteten Holzhäuschen Szenen aus der Weihnachtsgeschichte und der Tierwelt rund um den Hof zu sehen. Anschliessend bietet sich in der Weihnachtsstube die Gelegenheit, sich aufzuwärmen und zu verpflegen. Dieser Weihnachtsweg ist noch bis am 6. Januar geöffnet.
Ammann, Kantonsrat und vieles mehr
Nebst der vielen Arbeit im und um den Hof fanden Ernst und Elsbeth Zeit, um sich in Gemeinde und Politik zu engagieren. Elsbeth vertrat Gänsbrunnen während vieler Jahre in der Welschenrohrer Schulkommission und erteilte auch Religionsunterricht. In Gänsbrunnen betreute sie das Steuerregister und die Einwohnerkontrolle bis zur Gemeindefusion mit Welschenrohr. Ernst amtete 24 Jahre lang als Gemeindepräsident und vertrat die freisinnigen Thaler während zwölf Jahren im Kantonsrat. Dazu übernahm er viele Funktionen in der Region Thal: Kreisschule, Verein Region Thal, Naturpark, Amtsrichter, Pro SMB. Einige Jahre wirkten die beiden im Jodlerklub Rosinlithal mit, Ernst als Präsident und Elsbeth als Jodlerin, später noch im Duett mit Elisabeth Schneeberger. Wegen zu grosser Beanspruchung durch Familie und Betrieb mussten sie dieses Hobby jedoch aufgeben.
Die Nachfolge ist geregelt
Oberbipp wird zum neuen Wohnsitz des Ehepaars Lanz. «Wir schauten uns lange um, bis wir ein ideales Zuhause fanden, halt ausserhalb des Thals und des Kantons Solothurn, aber immerhin nicht allzu weit weg», sagt Ernst Lanz. Den Betrieb auf dem Montpelon übernimmt ihre 25-jährige Enkelin Noemi Jaus in Pacht. Sie ist ausgebildete Restaurationsfachfrau und hat im Sommer die Hotelfachschule mit Erfolg abgeschlossen. Es folgt nun noch die Ausbildung zur Bäuerin. Noemi Jaus will den Berghof in bewährter Form mit Landwirtschaft und Gastwirtschaft weiterführen, mit Unterstützung von Verwandten und den bisherigen Aushilfen. Dabei kann sie bei Bedarf auch die Hilfe ihrer Grosseltern in Anspruch nehmen.
Der Weihnachtsweg zum Montpelon ist noch bis am Dreikönigstag geöffnet, ebenso die Weihnachtsstube: Dienstag/ Mittwoch von 11 bis 18 Uhr, Donnerstag/ Freitag von 11 bis 22 Uhr, samstags 13.30 bis 22 Uhr und sonntags 11 bis 20 Uhr.