Für viele Familien geht die Rechnung Ende Monat nur mit Biegen und Brechen auf. Für einige Ausgaben für Kinder und Jugendliche bleibt oft kein Spielraum. Der Jugendfürsorgeverein Thal versucht dann, mit einzelnen Beiträgen zu helfen.
Die Pandemie hat die finanzielle Lage vieler Menschen ans Limit gebracht. Armut oder schwierige finanzielle Verhältnisse kannten viele aber auch schon vor der Pandemie. Auch in der Region. Stephan Berger aus Balsthal weiss als Oberamtvorsteher der Amtei Thal-Gäu von vielen Familien, bei denen jeder Rappen zwei Mal umgedreht werden muss. Dabei denkt er nicht nur an Sozialhilfe- oder IV-Fälle, sondern auch an sogenannte Working Poors. Familien, die aus unterschiedlichen Gründen mit einem kleinen Einkommen auskommen müssen und auf staatliche Unterstützung verzichten. «Dann liegen gewisse Ausgaben meistens nicht drin. Zum Beispiel ein Skilager oder der Musikschulunterricht.» Oder das Budget bricht wegen einer teuren Zahnarztrechnung wie ein Kartenhaus zusammen.
Genau da kann der Jugendfürsorgeverein (JfV) Thal einspringen. Der Verein, den es seit mehr als 130 Jahren gibt, leistet einmalige oder wiederkehrende Unterstützungsbeiträge für Kinder und Jugendliche bis und mit vollendetem 20. Lebensjahr, die in der Region Thal wohnen. Der Verein, der 230 Mitglieder zählt, finanziert sich durch Mitgliederbeiträge und Spenden. «Grosse Summen können wir nicht zahlen, aber wir beteiligen uns im Rahmen unserer Möglichkeiten», sagt Berger, der sich seit 20 Jahren als Vereinspräsident engagiert.
Oft erreichen den Verein auch Gesuche von Lehrpersonen oder Schulleitungen für Lehrmittel oder Nachhilfeunterricht. «Es gab aber auch Situationen, wo wir kurzfristig Kosten für die Kindertagesstätte übernommen haben, wo keine anderen Betreuungsmöglichkeiten für Kleinkinder bestanden oder aber Kinder unterstützt wurden, welche einen Elternteil verloren haben.»
Hemmschwelle ist noch zu hoch
Für ihn ist seine Arbeit eine «Herzensangelegenheit», wie der Vereinspräsident sagt. Der 53-Jährige weiss aus eigener Erfahrung wie es ist, mit zwei Geschwistern in einfachen Verhältnissen aufzuwachsen: «Meine Eltern machten alles, um uns eine gute Ausbildung zu ermöglichen. Aber auch uns kam die Unterstützung des JfV Thal in gewissen Momenten zugute, wofür ich dankbar bin.» Damit will er Betroffenen Mut machen, sich Unterstützung zu holen. «Die Hemmschwelle dafür ist oft leider noch sehr hoch. Das muss nicht sein.»
Der Jugendfürsorgeverein Thal ist vor allem Sozialarbeitenden bekannt, die Fälle vermitteln. «Es gibt aber auch viele, die zwischen die Maschen fallen, weil niemand von ihrer effektiven finanziellen Lage weiss», sagt Stephan Berger. Genau da will der Verein nun ansetzen und gezielter auch Lehrpersonen und Schulleitungen über den Verein informieren und auch niederschwellig über das Internet auf sich aufmerksam machen. Seit zwei Monaten hat der Verein eine eigene Webseite und seither schon einige Anfragen erhalten.
Alle Mitglieder des Vereinsvorstandes stammen aus der Region und sind entsprechend vernetzt. Teilweise sind sie auch im sozialen Bereich tätig. So wird der Verein oft auch von Pfarrern oder Sozialarbeitern angefragt, die dann einen Fall vermitteln. «Dank der Vernetzung entstehen oft Zusammenarbeiten mit anderen Stiftungen, so dass manchmal ein grösserer Wunsch von mehreren Institutionen zusammen erfüllt werden kann.»
Die Nähe am Geschehen ist ein grosser Vorteil des Vereins, ebenso die Vertraulichkeit, wie Berger betont. Diese ist in den Vereinsstatuten verankert. «Im Vorstand sind wir alle Vertrauenspersonen und sehr sensibilisiert darauf, dass gegen aussen keine Rückschlüsse auf unsere Begünstigten gezogen werden können.»
Hier können Firmen sinnvoll spenden
Dies schätzen auch Firmen, die etwas Gutes mit Lokalbezug tun wollen. In der Pandemie wurden Weihnachtsessen oder Apéros gestrichen. «Wer das nicht eingesetzte Geld sinnvoll spenden will, ist bei unserem Verein genau richtig. Wir wissen, wo das Geld genau ankommt und wem es zugutekommt.» Eben erst lud die Raiffeisenbank Balsthal-Laupersdorf eine Delegation des JfV Thal zur Geschenkübergabe ein, passend vor Weihnachten. Alexander Bigler, Vorsitzender der Bankleitung, zeigte sich beeindruckt vom sozialen Wirken des Vereins und ist sich sicher, dass mit dem Beitrag seiner Bank, zweitausend Franken, zielgerichtet Hilfe geleistet werden kann.
Immer wieder erhält der Verein Dankesschreiben der Begünstigten. Zum Beispiel von einem Waisenkind, das in einer Pflegefamilie lebt und sich für die Finanzierung seines Velos bedankt, das es dringend für den Schulweg benötigt. «Das sind meine Highlights. Immer wieder wird uns bestätigt, wie wichtig unser Engagement ist», sagt Berger. Für ihn und den Rest des Vorstandes ist das soziale Engagement schon lange zu einer Selbstverständlichkeit geworden.