Ich schreibe gerade an einer Reportage über Bauernregeln. Sie wissen schon, diese kurzen Weisheiten in Reimform à la «Wenn im Januar viel Nebel steigt, sich ein schönes Frühjahr zeigt». Früher, als die Bauern noch überwiegend Selbstversorger waren und es weder Lehrbücher noch meteorologisches Wissen gab, musste man eine Möglichkeit finden, das Wetter besser vorhersagen zu können. Auf den bäuerlichen Arbeitsablauf hat Wetter seit jeher einen direkten Einfluss, auf das Wachsen und Gedeihen der Pflanzen, auf die Ernte und ein erfolgreiches Wirtschaften. Also beobachtete man die klimatischen Zusammenhänge am Verhalten des Windes, der Wolken, der Lufttemperatur sowie an der Tier- und Pflanzenwelt. Und die daraus abgeleiteten Erfahrungswerte dienten fortan zur Orientierung.
In diesen Tagen wäre es oft hilfreich, das Prinzip der Bauernregeln auf Regeln im zwischenmenschlichen Umgang zu übertragen. Seit das C-Wort unseren Alltag wohl oder übel prägt, treffen uns manche Emotionen oft eher unvermittelt und unerwartet – sowohl die eigenen wie auch diejenigen unseres Gegenübers. Dabei haben Emotionen auf unseren Tagesablauf seit jeher einen direkten Einfluss, auf das Wachsen und Gedeihen unserer Taten und Worte, auf unsere persönliche «Bilanz» am Ende der Woche. Welche Regeln könnten Sie alle ableiten nach den Erfahrungen der letzten zwei Jahre? «Huscht im Zug die Maske auch noch so kurz unter die Nase, bringt das den Mitpassagier in grosse Rage», ist eine von meinen. Die harmloseste, notabene.
Sabrina Glanzmann hat noch einen: «Gehst du mit deinem Impfstatus nicht gleich hausieren, kann dir ganz schön Seltsames passieren.»