Samariterverein Wangen bei Olten / Anzeiger Thal Gäu Olten
Mit einem Schlussessen wurde nun das Ende des Vereins besiegelt.

Damit die Erste Hilfe im Dorf bleiben kann

Der Mitgliederschwund sowie das Fehlen von Nachwuchs und personellen Ressourcen zwangen den seit 110 Jahren bestehenden Samariterverein Wangen bei Olten, sich auf Ende letzten Jahres aufzulösen.

Das Ende des Samaritervereins Wangen bei Olten (SV) ist eine schlechte Nachricht. Die gute lautet, dass es im überregional tätigen Militärsanitätsverein (MSV) Weissenstein weitergehen soll. Deren Präsidentin Beatrice Eheim, die bereits einige Jahre den Wangner Samariterinnen und Samaritern als Lehrerin zur Verfügung stand, signalisierte schnell ihre Bereitschaft. Eine zuvor ins Auge gefasste Zusammenarbeit mit dem Nachbarverein realisierte sich leider nicht. Das Ziel ist, die Erste Hilfe-Angebote in Wangen zu erhalten und weiterhin für die Dorfvereine und die Schulen zur Verfügung zu stehen. Bei einem Schlussessen mit Verabschiedung des Vorstands wurden Erinnerungen und gemeinsame Erlebnisse ausgetauscht.

Einsatz in der Grippeepidemie 1918
Am 14. November 1912 wurde der SV Wangen gegründet, der erste Präsident hiess Gottlieb Frey. Am 7. Februar 1913 beschloss der Vorstand, vier Samariterposten im Dorf zu errichten. Anlässlich der Grippeepidemie 1918 veranstaltete der SV Wangen einen Krankenpflegekurs für Samariterinnen zur Pflege der vielen Kranken im Dorf. 1926 bis 1933 waren schwierige Jahre für den Verein, bedingt durch die Wirtschaftskrise. Mehrmals mussten Generalversammlungen verschoben werden, da nicht genügend Mitglieder erschienen. Die erste Präsidentin des Vereins war 1961 Rosmarie Heusser. Am 18. November 1962 fand im Casinosaal Wangen der Festanlass zum 50-Jahr-Jubiläum statt und an gleicher Stätte zehn Jahre später, am 17. November 1972, der 60. Geburtstag mit 75 Gästen und Mitgliedern. 1984 drohte das Vereinsschiff wegen Unstimmigkeiten unterzugehen. Walter Kümmerli musste als Vizepräsident einspringen, bis an der Generalversammlung 1985 wieder ein intakter Vorstand gewählt werden konnte und Marlis Lötscher das Vereinssteuer bis 1995 übernahm. Barbara Hänggi (für ein Jahr), Hans Portmann (von 1996 bis 2006) und Marco von Arx hatten das Präsidium danach inne.

Samariterverein Wangen bei Olten / Anzeiger Thal Gäu Olten
Gruppenbild anlässlich des 50-Jahr-Jubiläums des Samaritervereins Wangen. Der Festanlass fand im Casinosaal Wangen statt.


Fester Bestandteil bei Anlässen
Nebst den regelmässigen Weiterbildungen in monatlichen Übungen waren die Vereinsmitglieder mit einem Samariterposten fester Bestandteil bei Sport-, Vereins- und Schulanlässen im Dorf. Die Verbundenheit zur Bevölkerung war dem Verein stets ein Anliegen. Ein Samariterstand an Dorfmärkten oder auch beim Neuzuzügeranlass waren Gelegenheiten, auf sich aufmerksam zu machen. Nebst der Erteilung von Kursen bei Firmen oder Institutionen wurden Projektvormittage in Erster Hilfe für die Oberstufe und Weiterbildungen für die Lehrerschaft angeboten. Anlässlich des 100-Jahr-Jubiläums 2012 war der SV Wangen Gastgeber in der Festhalle Alp für die Durchführung der Kantonalen Delegiertenversammlung der Solothurner Samariterinnen und Samariter.

Wertschätzung und Dankbarkeit
Das Samariterwesen hat sich in den letzten Jahren stark verändert. Die Auflagen von Samariterbund und Kantonalverbänden nahmen zu, ebenso Mitgliederschwund und fehlender Nachwuchs, die zusätzlich die Existenz vieler Samaritervereine bedrohen. Dass daher künftig nur noch eine überregionale Zusammenarbeit das Überleben der Vereine ermöglicht, ist noch nicht bei allen präsent, sagt Präsident Marco von Arx. Die angenehme Zusammenarbeit mit den Dorfvereinen, die Wertschätzung und das Wohlwollen der Gemeindebehörden, der Schulleitung, der Ortskirchen und nicht zuletzt der Dorfbevölkerung sind Motivation, zu versuchen, die Erste Hilfe im Dorf zu behalten. Dazu benötigt es aber auch Leute vor Ort in Wangen, die sich für die Erste Hilfe einsetzen. Ohne dies geht es längerfristig nicht.

Informationen für Interessierte gibt es unter folgender Adresse des Militärsanitätsvereins: msv-weissenstein.ch

Text: MGT & Bild: ZVG